Prof. Jalid Sehouli - Wir Ärzte brauchen ein Coaching

Shownotes

Prof. Jalid Sehouli ist Leiter des gynäkologischen Tumorzentrums, Autor und Chefkoch für seine Familie am Wochenende. Er spricht mit Nina über lebensverändernde Patientengespräche, ungewöhnliche Hautpflege und die Unermüdlichkeit von Ärzten, die sie auch schon bei Prof. Vajkoczy festgestellt hatte.

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1 Sehouli - 17.01.24.wav

Intro/ Outro: Heute treffe ich Professor Doktor Jalid Sehouli hier beim Karrierepodcast der Charité: Jeder zählt. Er ist Leiter der Frauenklinik, Spezialist für gynäkologische Onkologie, er ist Autor, er hat einen eigenen Podcast, und er ist ein waschechter berliner weddinger Junge. Wie man so viele Dinge vereinen kann, was das Leben wirklich lebenswert macht und welche Ratschläge er für die junge Generation hat, aus seiner reichen Erfahrung, das erforschen wir jetzt gemeinsam, und ich freue mich, dass er heute hier bei mir ist. #00:00:38-8#

Nina Gummich: Jalid, heute habe ich einen ganz besonderen Gast hier. So begrüßt du deine Gäste gerne in deinem Podcast "weiß bunt" und dann folgt immer die Frage, niemand kann sich ja so gut vorstellen wie man selber. Also frage ich dich jetzt auch, weil ich finde, das eine tolle Frage. Jalid, wer bist du? #00:01:02-7#

Jalid Sehouli: Ja das hat mich noch niemand gefragt, komischerweise. Ja, ich bin Berliner, hört man vielleicht, ich selbst merke es nicht, aber immer wieder werde ich darauf angesprochen, bin im Wedding geboren und bin ein Mensch, der sich für die Medizin immer schon interessiert hat und immer noch in Liebe mit ihr in Beziehung ist. Vielleicht weil meine Mutter ja Stationshilfin war, hier auch in Wedding, in der Drontheimer Straße, ganz nahe, wo wir jetzt eigentlich uns bewegen. Und ja, ich bin Weltbürger, weil ich der Meinung bin, dass Medizin immer die gesamte Gesellschaft und die gesamte Welt berührt. #00:01:48-7#

Nina Gummich: Absolut, und du suchst in deinem Podcast mit deinen Gästen nach dem Code des Lebens. Was bedeutet das für dich? Der Code des Lebens? #00:01:59-8#

Jalid Sehouli: Ich denke, dass wir in einer Zeit uns bewegen, wo wir immer nach Unterschieden suchen, aber ich glaube, dass ganz viele Dinge ähnlich sind und es immer darum geht, was sind denn so die Schrittmacher? Und ob das ein erfolgreiches Restaurant ist, ob das ein erfolgreiches Krankenhaus ist oder ein erfolgreiches Autounternehmen. In der Regel sind es Menschen, die Visionen hatten und mit Menschen in Beziehung kommen, die ebenfalls diesen Visionen laufen. Das ist beispielsweise ein Thema, was ich in den Podcast suche. #00:02:39-6#

Nina Gummich: Ja, das finde ich auch sehr schön. Es macht sehr viel Freude, den anzuhören. Man merkt auch, dass du wahnsinnig offen bist und wirklich bereit, Menschen zu begegnen und vielleicht manchmal auch erstaunt zu sein, wie jemand anders eine Sache ganz anders sieht als du oder genau gleich. Ich denke, das ist etwas, was die Welt, die Menschheit, die jungen Leute, die gerade nachkommen auch brauchen. Wir leben ja in der Zeit, wo sehr viel gerade bewertet wird, und ja, man sucht danach, dass wir alle gleich denken, und ich hab das Gefühl, du leistest einen großen Beitrag dazu, diese Offenheit wirklich zu repräsentieren. Woher hast du das? Wer hat dir das mitgegeben? Was waren vielleicht Werte, die du zu Hause vermittelt bekommen hast, dass du so bist? #00:03:33-3#

Jalid Sehouli: Auch diese Frage hat mir noch niemand gestellt, aber meine Eltern kamen ja 1961 aus dem Norden Marokkos, aus Tanger, als Analphabeten, und meine Mutter hatte damals beispielsweise eine Teekanne mitgebracht, ohne zu wissen, ob die marokkanische Minze, übrigens die beste in der Welt, überhaupt in Deutschland verfügbar ist. Aber die Teekanne ist für mich auch ein Symbol der Haltung, erstmal zulassen. Und das, was du gerade angedeutet hast, dass wir immer sehr schnell bewerten, klassifizieren, kategorisieren und einordnen, das ist eigentlich immer erst der letzte Schritt, wenn überhaupt. Sondern Medizin oder alles, was wir in der Gesellschaft auch erleben, beginnt doch eigentlich mit dem Austausch von Erfahrungen, und das ist für mich so eigentlich der Code. Die Erfahrung anderer Menschen. Erstmal wahrzunehmen und sie vielleicht auch mit meiner Erfahrung zusammenzubringen. #00:04:32-4#

Nina Gummich: Weil du gerade über Haltung gesprochen hast. Ich habe das Gefühl, ich habe mal überlegt, wenn man über Werte spricht, und das ist ja auch eine interessante Sache für die Leute, die vielleicht kurz davor stehen, jetzt ihr Berufsleben zu beginnen, und sich fragen, was wohl das Richtige für sie ist, wenn man über Werte spricht. Ich hätte das Gefühl, deine Hauptwerte, und du kannst mich korrigieren, wenn das nicht stimmt, sind Achtsamkeit, Demut und eben die Haltung, von der du sprichst. Und das meint eine sehr menschliche Haltung, die du auch als Mediziner hast. Und du bist ein Mediziner, der wirklich diese Menschlichkeit in dieses Wissenschaftliche so reinbringt, und sprichst mir damit auf jeden Fall oft bei dem, was du sagst, total aus dem Herzen, weil ich glaube, das ist ein Wert, der sehr, sehr lange Bestand hat. #00:05:32-5#

Jalid Sehouli: Ich fange vielleicht damit an, dass ich einer der Professoren bin, wahrscheinlich mit der schlechtesten Abiturnote. #00:05:40-9#

Nina Gummich: 2,3. #00:05:42-2#

Jalid Sehouli: Ohne jetzt das zu verraten, es gibt aber in der Professoren, die noch schlechteres Abitur hatten. Ich will aber niemanden verraten, aber als ich Medizin studieren wollte, war ich einfach nicht gut genug. Der Numerus Clausus war so streng wie heute. Und ich hatte dann einen Jura Studienplatz erhalten: Rechtswissenschaft an der freien Universität. Klingt ja erstmal ganz toll aber ich wollte immer Medizin. Ich wollte eigentlich Tierarzt werden. Dann habe ich entschieden, nicht den Jura Studienplatz zu bekommen, sondern eben Krankenpflege zu erlernen, weil ich wollte einfach an die Medizin. Ich dachte, egal wie du an die Medizin dich näherst, wird das gut sein. Und ich denke, einer der Hauptargumente für mich persönlich war, dass ich dachte, dass jeder von uns irgendwann mal schlechte Tage haben wird, in Krisen kommt, an seinem Leben, an seinem Berufsleben zweifeln wird, und wenn ich dann in einer Berufssituation bin, in der ich nicht zu Hause bin oder nicht dahin wollte, fällt es mir wahrscheinlich viel schwerer, drin zu bleiben. Das war für mich mein naiver Grund, warum ich gesagt habe, ich gehe dann doch lieber in die Krankenpflegeschule am Rudolf Virchow Krankenhaus, was ja auch dann zur Charite wurde, weil... Werte sind ganz wichtig, die Sinnhaftigkeit... Wir suchen ja alle nach Sinnhaftigkeit, und was gibt es Schöneres, als Menschen zu helfen, aber auch Kompetenz mit aufzubauen. Und damals hatte ich ja dann das Glück, ein Auswahlgespräch zu erhalten am Benjamin Franklin Krankenhaus, auch das jetzt Charite, und ich weiß noch, wie der Professor, dem ich leider nie wieder begegnet bin, gefragt hat, warum willst du Medizin studieren? Und ich meinte ja, weil ich meiner Mutter beispielsweise mit ihrer Atrose, mit ihren Knochenschmerzen helfen will. Und dann sagte der Professor ganz provokativ: "Dann gehen sie doch zur Volkshochschule und lernen doch einfach ein bisschen Medizin, da müssen sie doch nicht an die Universität." Da meinte ich: "Ja, aber ich will es ja wirklich auch behandeln, und behandeln kann ich doch nicht, wenn ich in der Volkshochschule war." Und das hat anscheinend ihn irgendwie motiviert, mich dann doch als Student zuzulassen. #00:08:06-1#

Nina Gummich: Das ist eine tolle Geschichte, und es ist ja auch so, dass du damit ja auch für jemanden stehst, der wirklich klein angefangen hat, kann man sagen, und genau den Beruf erst mal gewählt hat, den jetzt gerade wenige, viel zu wenige machen wollen und einen sehr erfolgreichen Weg hast. Du leitest inzwischen die Frauenklinik, du verfasst sogar verschiedene Bücher, du hast einen Koch Ratgeber verfasst, ein Buch über Marrakesch, ein Buch darüber, wie man schlechte Nachrichten gut überbringt. Du hast deinen eigenen Podcast, also du bist gar nicht bei dem nur geblieben, sozusagen deiner Hauptaktivität. Das beobachte ich auch oft bei Ärzten und frage mich, was das ist, dass sie anfangen, in so viele Richtungen zu gucken, und auch, ob das eine menschliche Sache ist, dass man einfach irgendwann denkt: Ich hab jetzt Lust darauf, ich mache das jetzt einfach. Oder auch so ein bisschen zu Selbstüberschätzung neigt, aber in dem positiven Sinne, weißt du? Ich bin selber so jemand. Ich sag dann auch, kann ich nicht, aber ich habe jetzt Lust, mache ich jetzt einfach irgendwie. Eigentlich denkt man ja wiederum, Autor zu sein, müsste man das auch studieren oder so? Was ist das? Was ist da dein Antrieb, dass du gesagt hast, ich guck mich noch in so viele Richtungen um. #00:09:22-6#

Jalid Sehouli: Ich denke, dass, wenn man menschlich sein möchte, muss man eben seinen Charakter ja auch in seinen Beruf integrieren. Ich kann ja nicht so wie Doctor Jackle und Doctor Hide von sieben morgens bis sechs Uhr abends Arzt sein und danach erst Jalid Sehouli, sondern ich versuche, beides zu vermengen. Und ich bin neugierig, und ich bin auch jemand, der sehr gerne in Dialog geht, und ich bin Wissenschaftler und publiziere in sehr renommierten Fachzeitschriften. Aber Wissenschaft muss auch die Menschen erreichen. Medizin und Wissenschaft muss erklärbar sein, und deswegen finde ich das auch wichtig, dass man eben Bücher schreibt oder Podcasts führt und auch komplizierte Dinge nahbar macht, und das macht mir totale Freude, und deswegen bin ich auch deiner Einladung heute sehr gerne nachgegangen. Weil was gibt es denn schöneres als miteinander in den Dialog zu gehen? #00:10:24-5#

Nina Gummich: Ja, du baust damit sozusagen die Brücke, dass nicht nur deine Patienten, Patientinnen vielleicht von deinen Gedanken auch oder von deiner Erfahrung profitieren können, sondern eben alle Leute da draußen. Und sag doch mal, wie war denn dein Weg? Du hast als Krankenpfleger angefangen, vielleicht kannst du uns mal die einzelnen Stationen zeigen, wie du dich nach oben gearbeitet hast. Oder ich meine, ich werde auch oft gefragt, jetzt gerade wieder am Filmset von einem sehr jungen Kollegen, wie wird man denn besonders erfolgreich? Was könnte ich denn da machen, und ich hab da echt lange drüber nachgedacht und und hab ihm dann erst mal gesagt: Also, ich würde schon mal aufhören, damit Erfolg haben zu wollen. Ich finde das den falschen Ansatz, um erfolgreich zu werden. Ich denke, du musst für eine Sache brennen, und mir war immer egal, wie viele Leute das sehen oder irgendwas, und ich hatte auch immer etwas in mir, was ganz frei war, in alle Richtungen. Also ich wusste auch immer, wenn das jetzt nicht klappt, dann mache ich auf jeden Fall was anderes, weil ich eben auch so offen und neugierig bleiben will, mich nicht auf eine Sache völlig festzusetzen. Ja! #00:11:32-0#

Jalid Sehouli: Absolut also auch ich habe nie nach einem Erfolgs Protokoll gearbeitet, sondern ich habe versucht, das zu machen, was ich wirklich von Herzen machen möchte, und hätte es mit dem Medizinstudium Platz eben nicht geklappt, dann wäre ich eben Krankenpfleger geworden, und auch da wäre ich sicherlich glücklich gewesen, weil das eben ein wunderbarer Beruf ist, und man kann sich auch enorm weiterentwickeln. Ich glaube, darum geht es doch. Weiterentwickeln, nicht stehenbleiben, nicht zurückschauen müssen, sondern einfach zu schauen, was kann ich heute und morgen am Besten Neues erfahren. Und das war so meine Grundmotivation. Und ich bin ja eben an der Medizin Universität, dann zugelassen worden und hab dann eben mein praktisches Jahr an der Charite, damals am Campus Virchow Klinikum, eben durchlebt und hab dann eben meinen ehemaligen Professor Lichtenegger, gebürtiger Grazer, gefragt: "Herr Professor Lichtenegger, ich würde mich gerne hier bewerben." Und dann sagt er: "Dann machens." Und da meinte ich: "Herr Professor Lichtenegger, aber wie sind denn meine Chancen?" Dann sagte er: "Untereinander müssens." Und trotzdem hat mich das sehr motiviert. #00:13:00-2#

Nina Gummich: Was heißt das? #00:13:00-2#

Jalid Sehouli: Er meinte, untereinander müssen sie es... Das Team muss stimmen. Und dann habe ich eben eigentlich in Potsdam angefangen, weil es keine Stelle nach meiner Approbation, nach meinem Abschluss des Studiums, an der Charite gab, und hab damals im Ernst von Bergmann Klinikum gerade begonnen, als ich einen Anruf von der Sekretärin bekommen, dass ich die Stelle hätte. Obwohl ich eigentlich mich nur damals eben so beworben hatte und ich ihn dann gebeten habe, noch einen Monat zu warten, weil ich ja gerade angefangen hatte in Potsdam, und bin dann eben als Assistenz eben in die Charite, damals ins Rudolf Virchow Krankenhaus gestartet, bin dann Assistenzarzt, Facharzt, Oberarzt, leitender Oberarzt, und dann wurde ich zum Chefarzt, und dann habe ich noch den Ruf nach Hamburg bekommen, und dann wurde ich zum Ordinarius hier einer Charite und bin auch dieser Klinik und dieser Universität extrem dankbar, weil sie mich so genommen haben, wie ich bin. Ich bin auch nicht immer nur nett und immer nur gradlinig, sondern auch ich habe natürlich Schwächen, und die kannten die alle und haben mich trotzdem eben für diese doch wichtige Position eben ausgewählt. Und das hat vielleicht aber auch damit zu tun, dass ich eben mich hier sicher und geborgen fühle, weswegen ich dann Bücher schreibe, Filme mache und viele Dinge tue, die ein normaler Professor vielleicht nicht auf Anhieb machen kann, weil ich mich hier eben wirklich zu Hause fühle. #00:14:35-2#

Nina Gummich: Was sind das für Schwächen, die du hast? Oder wie bist du, wenn du nicht geradlinig und nicht nett bist? #00:14:41-1#

Jalid Sehouli: Ja, ich bin schon sehr klar, also wenn ich etwas machen möchte, dann möchte ich das einfach umgesetzt sehen, und ich bin eben dann doch eher ungeduldig manchmal, und ich bin auch so wie eine Feder, dass ich eben sehr schnell auch auf Ideen gehe und damit manchmal die eine oder andere Person überfordere. #00:15:04-2#

Nina Gummich: Ja, das kenne ich auch gut. #00:15:05-4#

Jalid Sehouli: Aber, das ist okay, das gehört dazu, und das ist gar keine Schwäche. Das ist ein Muster, dass man selbst erlernen muss, erleben muss, und dann auch eben wieder entschleunigen, und das kann ich. Und das ist zum Beispiel, wo ich mich auch sehr entschleunigen ist, eben in solchen Gesprächen wie heute oder wenn ich schreibe über Marrakesch oder die Welt da draußen. #00:15:27-4#

Nina Gummich: Mhm, das verstehe ich sehr gut, und ich glaube, das ist auch schön und wichtig, nochmal zu hören, und es geht mir auch so, dass großer Erfolg oder eine gute Position überhaupt nicht bedeuten, dass man besonders angepasst und es allen recht machen muss. Im Gegenteil, ich denke, es ist wichtig, sich treu zu sein, sich kennenzulernen, aber eben auch... Also, ich sag mal auch, je erfolgreicher ich werde desto mehr Streitigkeiten kommen natürlich auch in den Weg, weil du einflussreichere Positionen hast, mit mehr Leuten diskutierst, auch deine Meinung sich formt über bestimmte Dinge, und ich denke, das ist was Gutes. Also, durch Reibung entsteht ja etwas Neues. Wie blickst du auf die Generation, die jetzt gerade nachwächst, sozusagen, die ja wirklich andere Werte, neue Werte entwickelt, vielleicht als du und auch als ich? Ich empfinde mich als Zwischengenerationen immer so ein bisschen. Es gibt ja schon eine gewisse Spaltung, wenn du verstehst, was ich meine, in den neuen Werten. Vielleicht Stichwort work life balance und diese ganzen Sachen. Wie blickst du darauf, was glaubst du, was da kommt und was auch wichtig sein könnte, um jetzt Karrieren zu beginnen? Welche Werte sind gerade in dieser Zeit gerade wichtig? #00:16:48-8#

Jalid Sehouli: Also, ich bin grundsätzlich dagegen, wenn man versucht, Gruppen zu homogenisieren, zusammenzufassen. Ich glaube nicht, dass es die Generation Z oder sonstigen Buchstaben verbunden geht, sondern es sind Menschen, die einfach zu einer anderen Zeit leben und natürlich auch durch die Medien, aber auch durch mehr Wissen eben kritischer sind. Also ich kann nur sagen, die Quelle meiner wissenschaftlichen Aktivitäten sind die Jungen, die das Funkeln in den Augen haben, manchmal sehr ungeduldig sind, noch ungeduldiger als ich und auch häufig eben schon klare Pläne haben. Die möchten das an dem Tag machen und das an dem Tag machen. Denen fehlt so etwas manchmal die die Ruhe, die Sicherheit, auch übermorgen vielleicht das umzusetzen. Aber ich kenne diese Naivität, ganz viel meines Erfolges hat damit begonnen, dass ich eben gar nicht nach links und rechts geguckt habe und auch nichts wusste. #00:18:06-2#

Nina Gummich: Aber man hat das Gefühl man hat die Weisheit schon mit Löffeln gefressen. #00:18:09-0#

Jalid Sehouli: Man denkt, man muss jetzt die Welt revolutionieren. Also deswegen glaube ich nicht, dass die Generation so anders ist, als in der wir aufgewachsen sind. Es gab andere Regeln, es gab mehr Gesetze. Ich bin nach dem Dienst immer geblieben. Jetzt darf man es nicht, kriegt man gleich ne Geldstrafe vom Arbeitsamt, und heute wiederspricht man. Früher durfte man gar nicht widersprechen, da kam gleich ein OP Verbot und so weiter. Und ich denke, dass es aber ganz wichtig ist, dass eben wir in den Dialog gehen, dass eben junge Menschen mit ihrer Kraft, mit ihrer unglaublichen Energie sich mit Menschen zusammentun, die schon ganz viel erlebt haben, und dann wird etwas ganz Besonders draus. #00:18:54-7#

Nina Gummich: Diese Mischung, denke ich auch, die wäre wirklich toll, dass man eben nicht sagt, die junge und die alte Generation und wir wollen nichts mehr miteinander zu tun haben, sondern tatsächlich die Jungen fangen an, etwas zu ändern und profitieren dabei von den Erfahrungen der Älteren. Ich glaube, das wäre toll, und das ist auch eine weitere Qualität, die ich bei dir beobachtet habe, eben dieses Zusammenführen von Dingen, die nicht so richtig bisher zusammengeführt sind. Du hast auch gerade einen Podcast gemacht mit einem sehr tollen Naturmediziner, auch Professor an der Charité, was mich total erstaunt hat, weil ich dachte überhaupt nicht, dass das hier so ein riesen Sektor auch ist. Inwiefern benutzt du sozusagen Naturwissenschaft, naturmedizinische Tools in deiner Arbeit? Inwieweit lässt du die einfließen? #00:19:52-4#

Jalid Sehouli: Also ich glaube, was wir vergessen haben, dass Gesundheit definiert ist als körperliches, soziales und seelisches Wohlbefinden, das ist die Definition von Gesundheit. Und wenn ich also Gesundheit stärken will, dann soll ich diese drei Säulen berühren, und da geht es also nicht nur um Krankheitsbekämpfung. Bedeutet beispielsweise, ich habe eine Krebserkrankung, die natürlich wegoperiert werden muss, beispielsweise. Aber ich kann trotzdem Dinge tun, den Knochen zu stärken, die Seele zu stärken, die Haut zu schützen, und da kann ganz vieles aus der Naturmedizin eben genutzt werden, und drshalb abeite ich zum Beispiel in der Charite eben daran, dass wir in den Stationen und der Krebstherapie Ambulanz Duft Automaten haben mit biologischen Düften nach Lavendel, nach Zedernholz, weil das unser Gehirn und unsere Wahrnehmung eben sehr beeinflusst. Oder wir haben Musik in der Krebstherapie Ambulanz. Warum soll das nicht möglich sein eben Leben Lebenden zu schenken? Und deswegen finde ich das kein Widerspruch, dass man eben Gesundheits Stärkung nimmt und eben beispielsweise mit Aromatherapie, Musiktherapie oder Körperbewegung eben den Körper stärkt. Und das ist so eine Thematik, die für mich nicht im Widerspruch steht, und ich selbst, ich darf's verraten, habe ja ein Hautproblem und reibe jeden Abend eine frische Zwiebel über mein Gesicht seit dreieinhalb Jahren. #00:21:41-8#

Nina Gummich: Und dann legst du dich zu deiner Frau ins Bett. #00:21:43-8#

Jalid Sehouli: Ja, meine Frau, zum Glück Berlinerin, auch Ärzten an der Charite und liebt aber Zwiebeln als Kind iranischer Eltern. Und wenn man das jeden Tag macht, riecht das nicht nach Zwiebeln. Und ich kann nur sagen, durch diese Antioxidantien in der Haut scheint das eben so zu funktionieren. Ich brauch kein Kortison, brauche nix, und ich bin ganz intuitiv beim Kochen am Samstag auf die Idee gekommen, es war warm...Ich merk mir das jetzt mal. #00:22:10-7#

Jalid Sehouli: Und ich hab die Zwiebel geschnitten für meinen Tajine, und hab gesagt ich packs aufs Gesicht, und dann sind alle Pickel, die ich da hatte... #00:22:19-7#

Nina Gummich: Muss ich auch mal machen vor dem Dreh, weil genau vor dem ersten Drehtag fangen natürlich bei mir in die Pickel an, da geht der Stress los. #00:22:25-5#

Jalid Sehouli: Einfach die Zwiebel schneiden, einfach ganz kurz aufschmieren, und du wirst sehen, es funktioniert. #00:22:30-4#

Nina Gummich: Ist ja wahnsinn! Du hast es schon angesprochen, deine Frau ist selber Professorin an der hat Charité. Sie beschäftigt sich mit psychosomatische Krankheit auch und den Ursachen. Bist du auch durch sie, sag ich mal, diesem Themenfeld gegenüber so offen geworden? Beeinflusst eure Arbeit sich gegenseitig? Wie ist das bei euch? #00:22:54-4#

Jalid Sehouli: Man weiß ja aus wissenschaftlichen Studien, dass eine Beziehung dann in der Regel gut funktioniert, wenn man sich sehr, sehr ähnlich. #00:23:03-0#

Nina Gummich: Richtig, obwohl ich auch eine Studie gelesen habe, da ging es darum, dass man da viel mehr verbindet, was man gemeinsam scheiße findet, als was man gemeinsam gut findet. #00:23:12-1#

Jalid Sehouli: Das mag sein, genau, aber es muss ähnliche Eigenschaften geben, und wir haben einfach diesen ganzheitlichen Ansatz, und die Psychosomatik ist natürlich die Paradedisziplin, den Geist und den Körper gemeinsam zu sehen, und das passt wunderbar. Und natürlich habe ich aber auch durch sie, sie ist Psychoanalytikerin, auch vieles gelernt, ohne dass ich immer wieder verschweigen muss, dass ich ihr immer sage, ich bin nicht dein Patient, und zweitens aber... #00:23:40-5#

Nina Gummich: Obwohl das, glaube ich, viele Frauen gerne machen, bei ihren Männern. #00:23:43-6#

Jalid Sehouli: Das darf, das darf ja. Aber wir beide haben ja zum Beispiel die europäische Gille für Kunst und Medizin gegründet, weil sie Malerin ist. Ich bin Schriftsteller, und wir versuchen eben, die Medizin und die Kunst und Kultur eben ein Stück näher zu bringen, und bin da auch extrem ihr dankbar, dass sie mich da auch immer wieder entschleunigt und auch diesen ganzheitlichen Ansatz eben mit fördert und unterstützt. #00:24:10-6#

Nina Gummich: Würdest du auch bei uns heißt ja, Schauspieler, können du mit Schauspielern zusammen sein? Würdest du auch sagen, Mediziner können nur mit Medizinern. Für mich ist es, wie auch dein Beruf, was sehr Besonderes. Ich glaube auch, wir beide suchen nach dem Code des Lebens übrigens, deswegen ist es, glaube ich, auch so ähnlich, wurde mir bewusst durch die Beschäftigung mit dir, dass ich den ja auch suche auf einer ganz anderen Art und Weise, aber dieses einen Menschen zu ergründen in seiner Ganzheit, das ist ja auch unser Ansatz. Und es gibt so bestimmte Themen, die kann man nur mit jemandem besprechen, der genau das auch sucht oder kennt und auch die Arbeitszeiten kennt, die wir ja auch haben. Oder was bedeutet das, kurz vor der Premiere zu sein oder eben vielleicht kurz vor einer wichtigen OP, und dafür Verständnis entwickelt. #00:25:02-1#

Jalid Sehouli: Ja, also, ich glaube nicht, dass man als Arzt immer eine Ärztin heiraten muss und umgekehrt. Dazu kenne ich zu viele Menschen, wo ich sage, das passt auf keinen Fall. Auf der anderen Seite das, was du gesagt hast, dass man auch versteht, dass natürlich das ein Beruf ist, der eben nicht einfach nur zehn oder zwölf Stunden geht, sondern man ist immer Arzt, man ist immer abrufbar, und man hat auch immer diese diese Werte Konflikt, dass man sich verantwortlich fühlt und noch das und das zu Ende machen möchte, auch wenn die Arbeitszeit schon abgeschlossen ist, und auch das zu verstehen, dass das eben manchmal sein muss. Ja, das hilft enorm, weil sie hat mich ja so kennengelernt, aber ich hätte meine Frau auch geheiratet, wenn sie nicht Ärztin wäre. #00:25:51-1#

Intro/ Outro: Wie managet ihr beide das? Ihr habt ja auch vier Kinder. Ich weiß bisher nur von deiner Kochplan Woche. Ich weiß, wer von euch wann kocht, und da ist oft dein Schwiegervater auch das Essen zubereitet und und bin davon ausgegangen, da hast du eine Liste. Montags gibt's Sushi, dann kocht er, dann kochst du samstags und so weiter. Oder ihr zusammen? Habt ihr weitere solche Routinen, die euch helfen, das alles zu managen? Und wie viel Zeit bleibt euch auch mit den Kindern, vielleicht auch für Menschen, die überlegen, ob sie das überhaupt machen können, diesen Job, ob das zu managen ist? #00:26:22-8#

Jalid Sehouli: Also, der Schwiegervater ist natürlich eine extreme Hilfe, weil er tatsächlich im Rudow lebt, aber jeden morgen um 5:30 Uhr schon bei uns zu Hause ist und mir einen Latte Macchiato macht und dann mich fragt: Weißbrot, Rosinenbrot oder Graubrot? Und mir dann das Brot geschmiert und ich dann angezogen an der Tür, von ihm den Kaffee und das Brot übergeben habe und er uns dann hilft, die beiden Kinder in die Schule zu bringen, und dann auch für uns kocht und wir dann abends kommen können. Also, wir sind gut eingespielt, meine Frau übernimmt auch sehr viel, gerade was mit den Kindern ist, zum Sport oder zu anderen Aktivitäten, und ja, wir versuchen das Beste. Und wenn ich zu Hause bin mit meiner Frau, dann machen wir auch nur das. Ich arbeite zuhause nicht, ich mache nichts am Computer. #00:27:26-4#

Nina Gummich: Und du kommst auch nicht nur zum Schlafen nach Hause. #00:27:28-3#

Jalid Sehouli: Nee, aber ich komme natürlich leider immer spät, komme in der Regel gegen 21 Uhr abends nach Hause und hab den Familientag definiert, dass ich am Dienstag vor acht Uhr abends zu Hause sein muss, was ich so 75 Prozent schaffe, und am Donnerstag gehe ich dann auch um neun in die Klinik, weil ich dann den Sohn in die Schule bringe. #00:27:51-3#

Nina Gummich: Neun heißt später. #00:27:52-5#

Jalid Sehouli: Morgens, dass ich eine Stunde, eineinhalb Stunden später gehe, das ist so mein Luxus, den ich mir rausgenommen habe, aber das ist schon mal was. Ich denke, was wichtig ist, Zeit ist eine Sache, aber die Achtsamkeit und was man in der Zeit macht, das ist glaub ich entscheidend, sonst könnten ja auch Pilotinnen und Piloten und Lokführerinnen und Lockführer und Polizisten ja auch nicht immer gute Mütter und gute Väter sein, sondern das, was man tut, muss man mit dem Herzen machen, und dann ist es eben das Wichtigste.Und wir kommen gerade aus Marrakesch, und es war großartig, hatten viel Spaß, den man gemeinsam geteilt hat, und ja, das sind so die Lichtblicke. Also, man tut sein Bestes. Natürlich könnte ich mehr Zeit mit den Kindern, meiner Frau natürlich. #00:28:49-0#

Nina Gummich: Ja, andererseits kennen sie es auch nicht anders. Die sind wahrscheinlich daran gewohnt, und sie haben ja auch zwei Eltern und kriegen vorgelebt, wie leidenschaftlich die ihren Beruf ausüben, und das ist ja auch nicht schlecht. Auf den Schwiegervater kann man wirklich neidisch sein, und ich habe mich selber erwischt, wie ich dachte, als du das erzählt hast mit dieser Woche, wenn du mal kocht, dachte ich, wieso macht die Frau das nicht? Und dann habe ich erst gesehen, oh nein, die arbeitet genauso erfolgreich, und das sind so veraltete Bilder, dass ich sofort dachte, die Frau müsste doch kochen. #00:29:17-6#

Jalid Sehouli: Aber meine Frau kann kochen, aber sie kocht nicht so gerne, und ich liebe zu kochen, also koche ich. Samstag und Sonntag ist immer mein Kochtag, und so ist ja auch das entstanden mit den Büchern, weil das für mich auch eine großartige Erfahrung war, dass ich zwar eine Ordensschwester, Schwester operiert hatte, kurz in der Covid Pandemie bei Gebärmutter Körperkrebs, und am Samstag ich ihr per WhatsApp meine Menüs geschickt habe und sie mir ihre. Und so ist das Buch entstanden, und ich fand es eine großartige Erfahrung, dass man eben zwar Arzt und Patient sein kann, aber man kann auch partnerschaftlich in einem anderen Projekt zusammenarbeiten. Und sie ist auch auf Augenhöhe, total, und deswegen fand ich das so großartig und habe auch ganz vieles Neues gelernt, war ab und zu ein bisschen sehr unter Druck, weil ich weiß, Theresa immer wissen wollte, wie viel Zwiebel. Ich mache das alles so intuitiv. #00:30:27-8#

Nina Gummich: So was hasse ich, wenn ich Leute frage nach dem Rezept, und die sagen, ja, machst du einfach irgendwie. Auch jetzt Öl oder Butter: Ach egal, kannst auch beides oder was hab ich dann nochmal gemacht und so. Ich will das dann auch ganz genau nachmachen. Aber das Tolle ist natürlich, wenn man es intuitiv macht. #00:30:41-5#

Jalid Sehouli: Ja, ja. #00:30:41-9#

Nina Gummich: Du deutest schon an deine nahe Patienten Arzt Beziehung, und darüber hast du ja auch dein Buch geschrieben, von der Kunst, schlechte Nachrichten zu überbringen, und du gehst davon aus, dass diese Arzt Patienten Beziehung sehr viel bewirken kann, auch im Heilungsprozess, und ich kann das ganz gut nachvollziehen. Ich war gerade in Kapstadt, habe dort gedreht, hatte eine Lebensmittelvergiftung kurz vorm ersten Drehtag, und bei uns ist natürlich auch ein sehr hoher Leistungsdruck. Ich weiß sofort, das deutet jetzt, dass der ganze Drehtag fällt, aus. Da hängt wahnsinnig viel Geld daran, ein sehr großes Team. Wir waren, glaube ich, an die 100 Leute, die jetzt heute nicht arbeiten können. Damit verschiebt sich jetzt in dem ganzen Monat, die müssen die Motive ändern und alles. Also, ich war ziemlich fertig, und ich dachte auch kurz, komm, du gehst jetzt einfach zum Drehen. Du hast jetzt die Seele aus dem Leib gekotzt, und jetzt geht es los. So bin ich auch aufgewachsen. Ich habe da noch mal mit meiner Mutter gesprochen, die meinte, ja, du hast als Kind schon bis früh um vier gekotzt, und dann haben wir dich in die Schule gebracht. So ist das für mich also normal, und dann kam ich da an, und zum ersten Mal in meinem Leben hat mein Körper eben gesagt, nee, das machst jetzt nicht, du schaffst jetzt nicht, mich zu bezwingen. Ich bin also immer wieder umgekippt und konnte mich kaum auf den Bein halten und war ziemlich verloren, auch im Ausland. Du kennst niemanden. Was denken die jetzt alle über mich? Denken die ab jetzt, ich bin eine Schauspielerin, die das nicht hinkriegt, die ständig krank wird ? Und wurde zu einem Arzt gebracht, Hans, der konnte auch deutsch, und ich kam in diesen Raum, und er guckte mich an und meinte mich als Mensch und hat damit eine Atmosphäre geschaffen, die so beruhigend war. Er hat auch als erstes gesagt, pass mal auf, der ganze Druck und alles, was du jetzt spürst, das ist hier drin völlig egal! Hier drin bist du eine Patientin, und wenn du krank bist, bist du krank, und die sollen sich was ausdenken, wie sie das jetzt hinkriegen mit dem Film, dafür gibt es Versicherungen. Und er hat seine Hand auch mal auf meinen Arm gelegt, und mit diesem Beginn verschwanden alle meine Symptome. Attock. Er hat mich dann trotzdem krank geschrieben. Er hat auch gesagt, wenn du jetzt rausgehst, du gehst ins Auto, der Produzent kriegt die Beruhigungstablette, die er braucht, und du bist jetzt einfach krank, und natürlich braucht mein Körper, um sich dann zu erholen. Damit war ja nicht die Vergiftung weg, und natürlich hab ich auch noch was genommen. Aber trotzdem, dieser Moment, dass jemand dich anguckt und meint und einfach als Mensch anwesend ist, hat wahnsinnig viel Gehalt bei mir. Das ist so meine Erfahrung. #00:33:26-2#

Jalid Sehouli: Absolut also! Es gibt sehr schöne Untersuchungen, dass eben dieses Arzt Patientengespräch, ähnlich ist, wie Hypnose, so eine Kraft in sich trägt und natürlich der Körper immer mit dem Geist verbunden ist. Das war früher immer so abfällig als Placebo formuliert. Das ist nicht Placebo, das ist Heilsamkeit, weil Arzt Patientenbeziehung, Geborgenheit, da gibt's auch sehr schöne Untersuchung zur Psychoneuroimmunologie. Das macht etwas mit dem Körper, und ich denke, dass es ganz wichtig ist, dass, wenn man eben sich mit Krankheit beschäftigt, das auch wahrnimmt, und das gehört zur Achtsamkeit. Also, Krankheit ist immer grundsätzlich auch ein Ruf des Körpers und der Seele nach etwas Veränderung. Natürlich kann man immer weiter, und ich kenne das, weil ich war ja auch meine ganze Jugend und meine Kindheit Fußballer, dass ich verletzt und mit Spritzen dann in der dritten Liga gespielt habe. Aber das ist nicht richtig gut. Und der Körper holt sich dann seine Ruhe, und es ist der eine Tag, den man dann eben nicht ihm gibt, dann kannst nach einer Woche oder länger werden, also das gehört genau dazu. Deswegen, ich glaube, diese Kraft sind sich die wenigsten Mediziner bewusst, dass das das A und O ist, und das ist, was ich auch wirklich meine. Das Arzt Patienten Gespräch ist an sich die wichtigste Arznei. #00:35:01-0#

Nina Gummich: Und im Prinzip würdest du auch sagen, dass du auch wie ein Psychologe, also dass man als Arzt auch wirklich psychologische Ausbildungen, mehr noch machen müsste, um dem gerecht zu werden. Oder bei dir ist es schon auch einfach die Menschlichkeit, die man auch erlernen kann. #00:35:19-1#

Jalid Sehouli: Genau ich denke, wenn man Medizin macht, egal in welcher Berufssparte, braucht man eine gewisse Menschlichkeit, sonst sollte man lieber einen anderen Job nehmen. Ist ja auch nicht schlimm, aber das sollte dann nicht mit Menschen. #00:35:31-4#

Nina Gummich: Autos verkaufen. #00:35:32-3#

Jalid Sehouli: Ja, zum Beispiel, aber auch da, glaube ich... #00:35:34-8#

Nina Gummich: Na da herumschrauben! #00:35:35-7#

Jalid Sehouli: Genau aber irgendwas dann eben, wo man nicht bei hilfesuchenden Menschen seelischen Schaden verursacht. Das Zweite ist, natürlich brauchen die Ärzte aber auch mehr Ausbildung. Sie führen in der Regel bis zu 200000 schwierige Gespräche zu lebensbedrohlichen oder lebensverändernde Situation und sind in der Regel nicht gut ausgebildet. Und können sich auch nicht gut abgrenzen und können auch mit Kritik schlecht umgehen. Und ich denke schon, und dass es so einer meiner Wünsche, dass Ärzte grundsätzlich eine Supervision brauchen, einen Coach, und nicht nur, wenn wir Fußball Weltmeister werden wollen, sondern dann, wenn wir wirklich gut sein müssen, Empathie zu halten, aber trotzdem professionell zu sein. Weil das gehört dazu, und da darf auch der Arzt, aber da zähle ich auch die Krankenschwester dazu auch nicht alleingelassen werden. Ich denke, dass das elementar ist, und gerade jetzt, wenn wir so viel digitale Techniken bekommen, wenn die Therapien, Konzepte immer komplizierter und kleinteiliger werden, brauchen wir mehr Erklärung, brauchen wir mehr Beziehung, und da geht es nicht um die Zeit. Da geht es aber um die Achtsamkeit, so wie wir vorhin mit den Kindern das angedeutet haben. Wenn ich meine Patientin sehe, dann muss ich ihr das Gefühl geben, sie ist die Einzige und sie ist die Wichtigste in dem Moment. Aber in diesem Moment ist das so wichtig, achtsam zu sein. Natürlich habe ich noch 1000 andere Dinge zu tun. #00:37:10-9#

Intro/ Outro: Was mir eben auch so geholfen hat, dieses, ich bin da, ich bin jetzt anwesend, und das bedeutet eben auch nicht, und das möchte ich auch nochmal sagen, weil du es sehr schön beschreibst. Du sagst ja, man hat ab dem Zeitpunkt, wo man vielleicht eine schlimme Nachricht verkündet, diese zwei einhalb Minuten Zeit, bevor der Patient, die Patientin in eine Art Schock verfallen, die Sinne schwinden und man eigentlich ins Lehrer redet, seine Informationen zu unterbreiten. Aber dass auch viele Ärzte diese Stille nicht aushalten nach dieser Verkündung einer Nachricht, die erstmal ankommen muss. Also, ein gutes Arzt Patienten Verhältnis bedeutet nicht, dass du nur schöne Hoffnungen machst oder ganz liebevoll, oder o nichts Schlimmes sagst oder so. Und das finde ich so berührend, und das ist eben auch meine Suche bei allem Menschlichen, dass das eben alles einfasst und dass man vielleicht auch aushält, was jetzt bei dem Gegenüber passiert durch so ne Nachricht und das tragen kann. Also, du hast wahrscheinlich auch eine große Tragfähigkeit. #00:38:11-1#

Jalid Sehouli: Genau das ist das, was wir auch in den Seminaren trainieren, mit Simulations Schauspieler und Schauspielerinnen, die eben dann eine Rolle aus dem Krankenhaus Alltag eben spielen und wir dann Ärzte und Ärztinnen in den Dialog bringen, und das wird fast immer als das Wertvollste wahrgenommen von den Simulationspatienten: die Stille, die Pause, das Dasein, nicht Wegrennen, die Bindung, das Nichtweggucken, dass man einfach dasteht und auch den Schmerz, die Trauer, die Wut erst mal aushält und über das Schweigen, über die Stille man sich eigentlich verbindet und dann erst als Allianz in die nächsten Schritte geht. #00:39:00-1#

Nina Gummich: Ich beobachte das auch, und ich habe auch gemerkt, ich versuche mal wieder, die Parallele, weil wir wirklich so viel Parallelen auch haben, zu meinem Beruf zu ziehen. Es ist ja auch eine Arbeit an mir selber, und auch du musst ja in gewisser Weise an dir arbeiten, an deiner Persönlichkeit, an der Stärke, das auszuhalten, diese Seiten an dir selber auch nicht abzulehnen. Ich sage immer, ich finde immer, man kann alles spielen. Mir fällt kein eine Seite ein, wo ich denken würde, das kann ich nicht spielen. Das kenne ich nicht, sondern selber bereit zu sein, alle Tiefen der Gefühle, die es gibt, als ganz menschlich zu empfinden und richtig und nicht abzulehnen. Also, dass ich sage eben, ich bin auch wütend und traurig und schamich und sobald ich das kann, lehne ich das natürlich auch am Anderen nicht mehr ab und kann, das kann den weiter angucken und da sein. Was machst du, um diese Stärke zu haben oder um diese Seiten an dir so zu akzeptieren, dass du sie bei anderen auch mittragen kannst? #00:40:02-4#

Jalid Sehouli: Ich denke, dass es ganz wichtig ist, dass man eben wirklich nicht eben gleich bewertet, und nicht sich als das Zentrum der Situation wahrnimmt, sondern den anderen Menschen, und ich denke, das ist Profi Leben, das ist professionell, wenn man es schafft in die Metaebene. So wie du gerade sagst, als Schauspielerin bleibst so Mensch, du bleibst auch empathisch. Du gehst aber in eine Metaebene, das heißt, du kannst dich selbst als Mensch zurücknehmen, trotzdem menschlich bleiben, um dann in den weiteren Dialog zu gehen. Und dann kann man immer mehr schauen, auch in der Länge des Gesprächs, auch in der Dauer der Beziehung, dann auch immer mehr von mir selbst preiszugeben. Aber das ist ein Prozess, das kann ich am Anfang. Am Anfang steht der Mensch, der eben beispielsweise diese schlechte Nachricht erhält, und dann geht es darum zu schauen, dass dieser Mensch sich selbst orientiert und sich die Frage stellt, will ich weitermachen und dann auch selber die Entscheidung mitträgt und nicht nur eben irgendwelche Protokolle und Empfehlungen von Irgendjemand bekommt, sondern sagt, ja, das ist meins, das ist mein Weg, das ist mein Wille, und das ist meine Akzeptanz. Und was ich versuche, ist eben zu merken, wenn ich selbst in diese Klassifizierung gehe, dass ich selbst merke, oh, das ist gar nicht die Patientin oder der Patient, sondern das bist du und nimm dich wieder zurück, und das kann man auch korrigieren. Das kann man lernen, und mir ist das schon häufiger passiert, wo ich auch gemerkt habe, das Gespräch läuft aus dem Ruder. Und ich dann, die Patientin bitte und sage: "Stopp. Es gibt zwei Möglichkeiten. Entweder wir führen das Gespräch weiter, und zwar von ganz neu, von Anfang an neu, oder aber einer meiner Kolleginnen und Kollegen übernehmen das Gespräch." Und meistens woll die Patienten das Gespräch weiterführen, und dann bitte ich sie, das Zimmer zu verlassen, schließe die Tür, trinke vielleicht noch einen Tee oder einen Kaffee und rufe sie dann nochmal ein. Weil es geht um beides, auch die Pause und dass man sich zurücknimmt und dann sagt: Okay, das hat man auch nicht so gemeint, und jetzt fangen wir einfach wieder von vorne an und nicht einfach immer weiter stottert und in die falsche Richtung zu laufen. Also ich denke, die Achtsamkeit ist wichtig und sich selbst zu spüren. Warum bin ich jetzt so unruhig? Warum will ich diesen Menschen nicht mehr zuhören, was stört mich ? Und dann wieder zurückgehen. #00:42:44-2#

Nina Gummich: Toll, ja, ich kenne das auch. Ich habe auch schon Psychologen kennengelernt, die immer verhindern wollen, dass jemand weint jetzt oder so, weil sie selber das eben unangenehm finden oder so, und dann sagen: "Du musst nicht weinen, kannst auch jetzt anders und so." Das ist so das Unangenehme. Die Gefahr ist sicherlich, wie du es jetzt auch beschrieben hast, dass man manchmal wie zu nahe kommt, wenn man natürlich so offen ist und diese Beziehung eingeht. Aber dieses Risiko gehst du wahrscheinlich gerne ein. #00:43:09-4#

Jalid Sehouli: Ja, also, Risiko, das ist ein grundsätzliches Thema. Wie nah lässt man Menschen an sich heran? Also, ich bin ja sehr mit der Krebsmedizin verbunden, und das ist eine Situation, wo viele Menschen in ihrer Seele nackt sind, und wir wollen ja einmal das Gespräch auf Augenhöhe, das heißt Wissen teilen, Aufklärung geben auf der anderen Seite auch das Gespräch in Herzens Höhe, so wie du das erzählt hast, mit dem Kollegen aus Kapstadt. Wenn ich jetzt der Meinung bin, Herzens Höhe ist wichtig, und das bin ich, dann muss ich auch in der Lage sein, etwas von mir preiszugeben. Ich muss ja nicht alles erzählen, aber warum soll ich mich verstellen? Und deswegen ist es mir so wichtig, dass man eben durchaus nah sein kann, aber trotzdem professionell, und das war eben zum Beispiel mit der Schwester, sie war meine Patientin, und ich mache alle Nachuntersuchungen auf der anderen Seite kämpfen wir dann um das eine oder andere Rezept und das funktioniert, wenn die Regeln klar sind. #00:44:16-0#

Nina Gummich: Toll, und das klingt auch so, als ob du dich selbst auch erfahren kannst durch die Begegnung mit deinen Patienten. Was lernst du denn von denen am Meisten? #00:44:25-5#

Jalid Sehouli: Die größte Erkenntnis für mich, als ich angefangen habe, Bücher zu schreiben, war, dass ich bei den Lesungen plötzlich eine Wertschätzung erfahren habe, ohne dass ich sie operiert habe. Und das war für mich eine große Erfahrung, weil da kommt, jemand hat eine Krankheit, ich gebe eine Behandlungsempfehlung, dann funktioniert die auch, und dann ist die Dankbarkeit relativ klar, aber dass ich Dankbarkeit erfahre oder Wertschätzung für einen Gedanken, den ich aufgeschrieben habe, war für micheine großartige Erfahrung und hat mir auch Mut gegeben, dass ich vielleicht, wenn ich mal noch älter werde, auch Dinge machen kann, die nicht unbedingt mit Schneiden zu tun haben müssen. #00:45:13-1#

Nina Gummich: Wofür bist du dankbar? #00:45:15-8#

Jalid Sehouli: Dass man dann die Wertschätzung trotzdem bekommt, man kann trotzdem in den Dialog gehen, man kann Menschen erfahren, man kann sie kennenlernen und auch wunderbare Momente erleben, ohne dass sich eben schneiden muss. Und das ist für mich eine Erfahrung, die ich so vorher nicht kannte, und das, glaube ich, ist das, warum ich auch eben sehr viele andere Dinge mache. #00:45:41-3#

Nina Gummich: Du haben ja schon öfter gesagt, bist ein Mediziner, der auf jeden Fall natürlich sehr wissenschaftlich arbeitet, aber auch für alle anderen Dinge offen ist. Hast du schon Wunder erlebt? #00:45:51-5#

Jalid Sehouli: Ja, also erst mal fast wirklich jede Patientin, die ich erfahre, ein Wunder. Ich sag ihnen das auch. Ich sage, Sie sind ein Wunder, und Sie bleiben ein Wunder, selbst wenn das Wunder mal nicht ein Happy End endet. Aber ich kenne unglaubliche Geschichten, und das ist ja einer meiner Schwerpunkte: Langzeitüberleben und auf der Suche nach dem Code des Lebens, und ich hatte damals eine Schwester * kennengelernt, bei der ich 155 Krebstherapien über viele Jahre immer wieder durchgeführt habe und habe sie damals in ihrem Kloster in der Nähe von * besucht und bin dann über den Friedhof gelaufen und habe da wirklich nur ältere Menschen begraben sehen, 90 Jahre, 100 Jahre, 85 Jahre, und hab mir dann gefragt: Wer sind diese Menschen? Und welche krebskranken Menschen leben dann auch so lange und habe dann ein großes Forschungsprojekt gestartet zum Thema Langzeitüberleben und bin da auch ganz stolz, dass wir die erste Langzeitüberlebens Klinik hier an der Charite auch vor einigen Jahren eröffnet haben, um genau diesen Code zu suchen. Und die gute Nachricht ist, es gibt keinen Code. Natürlich ist es besser, wenn man jung ist. Natürlich ist es besser, wenn man eben keine vielen Nebenerkrankungen hat, aber selbst wenn der Krebs noch da ist oder man Nebenerkrankung hat, kann man lange leben. Also ausschließen kann man es nicht. Und da gibt es sehr schöne Untersuchungen, die beispielsweise zeigen, dass man Sinnhaftigkeit in seinem Leben sieht, natürlich nicht jeden Tag fünf Kilo Stake isst. Es waren aber keine Veganerin bei unseren Patienten dabei. #00:47:32-4#

Nina Gummich: Ich bin eine davon. #00:47:33-2#

Jalid Sehouli: Und das in Menschen in sozialer Beziehung auch länger leben, selbst mit dem identischen Tumorstadium, lebt ein Mensch in Partnerschaft länger, als wenn er alleine ist. #00:47:45-6#

Nina Gummich: Meine eigene Mama hatte Gebärmutterhalskrebs kurz nach meiner Geburt, und damals wurde noch ziemlich schnell sofort die ganze Gebärmutter entfernt. Deswegen ist es bei uns in der Familie ein Riesenthema. Ich würde auch sagen, die hat auch unter anderem so gut überlebt, weil sich natürlich ein kleines Baby hatte und für das sich nichts mehr gewünscht hat, als da da zu sein. Du bist ja jetzt auch schon ziemlich lange in dem Beruf. Welche bahnbrechenden Veränderungen in dieser Krebsforschung sind so in den letzten, ich meine, das ist über 30 Jahre her, geschehen. Ich selber hatte kurze Zeit nach 18 Jahren, da hatte ich auch diesen HPV Virus, der dazu führen kann zur Gebärmutter als Erkrankung, und habe das tatsächlich geschafft, mit einer Frau in Dresden, einer Frauenärztin, die Naturheilkundemethoden angewendet hat, wegzukriegen. Es blieb so vier Jahre und hat mich sehr verunsichert, natürlich mit der Vorgeschichte, und die hat da experimentiert eben auch . Ich musste da einmal die Woche hin, hab so eine Betäubungsspritze in dem Muttermund bekommen, sodass dort alles lahmgelegt wird und selber wieder arbeiten. Wir haben die Ernährung umgestellt, ich habe Vitamin C Tabletten bekommen zum Anwenden und so weiter. Das war natürlich eine tolle Erfahrung, dass das jetzt geht. Bei meiner Mutter noch eine ganz andere Nummer vor 30 Jahren. Was hat sich da verändert, und wo geht das vielleicht noch hin? #00:49:16-3#

Jalid Sehouli: Also, man versucht ja den Gebärmutterhalskrebs wirklich zu eliminieren. Das ist das, was die Weltgesundheitsorganisation, die WHO ausgerufen hat, weil das natürlich eine Erkrankung ist, die immer noch heute die gesamte Welt eben trifft, und viele Länder auch das die häufigste Todesrate ist. Ein großer Schritt war natürlich, erst mal zu verstehen, dass diese HPV Viren, nicht alle von denen, können eben Krebs vorstufen und Krebserkrankung auslösen. Das ist einmal im Kopf, Hals, aber auch in der Gebärmutterhals Region, und wir haben eben seit einigen Jahrzehnten jetzt ja die Impfung. Das gab es damals ja noch nicht. #00:50:00-9#

Nina Gummich: Die ich auch bekommen habe, natürlich sofort, weil meine Mutter darüber sehr froh war, und ich hatte ihn trotzdem, aber dann habe ich erfahren, dass es nur gegen die zwei Viren Arten, die es am häufigsten gibt, gibt. #00:50:11-3#

Jalid Sehouli: Absolut, und was man auch gelernt hat, ist eben, dass nicht jeder Virus tatsächlich die Krebserkrankung auslöst. Zweitens, dass man eben häufig auch Situationen sieht, wo der wieder von alleine verschwindet. Spontanremission, auch das gibt es. Und das Dritte ist, dass wir gemerkt haben, dass man eben auch viel personalisierter die Operationen planen kann. Je nach Tumorstadium muss gar nicht mehr die Gebärmutter komplett entfernt werden, sondern manchmal nur ein Kegel oder ein bestimmter Anteil der Gebärmutterhals Region, und was auch ganz neu jetzt in den letzten Jahren, immer klarer wird, dass, wenn man die Krebserkrankung hat, dass eine Immuntherapie möglich ist mit der Kombination der Bestrahlung oder auch mit der Chemotherapie, um dem Immunsystem dabei zu helfen, die Krebserkrankung selbst zu erkennen. Das sind die sogenannten Checkpoint Hemmer. Das ist eine große Revolution, die beim Hautkrebs begonnen hatte und jetzt eigentlich bei fast allen Tumor Erkrankungen Standard ist, und gerade beim Gebährmutterhalskrebs ist das jetzt einer der neuen Standardtherapien. Also da hat sich ganz viel weiterentwickelt und grundsätzlich der Krebsmedizin. Wir wissen, dass nicht die Krebserkrankung eine homogene, eine gleichförmige Gruppe ist, sondern dass wir unterschiedliche Krebserkrankung in einer Erkrankung haben. Also zum Beispiel haben Gebärmutterhalskrebs nicht nur einen Typ, sondern verschiedene Typen. Bei Gebärmutterkörperkrebs wir unterschiedliche Typen haben oder beim Eierstockkrebs, und jeder Typ anders in der Entwicklung, aber auch in der Behandlung und in der Prognose ist, und das ist was Neues und was Großartiges, dass wir eben nicht nur eine Therapie für alle Patienten gleichstellen, sondern immer versuchen, risikoadaptiert, so sagt man das eben, die Therapien dann planen. #00:51:59-2#

Nina Gummich: Und individueller offenbar. #00:52:00-9#

Jalid Sehouli: Viel individueller! #00:52:01-8#

Nina Gummich: Also, ich überlege jetzt schon halb parallel, ob ich nicht doch Mediziner sollte, weil es so aufregend klingt und so auch, wie viele Richtungen man forschen und sich beschäftigen kann, dass scheint wirklich im Krankenhaus ein Feld der offenen Möglichkeiten zu sein und auch ähnlich wie in unserem Beruf, so eben, dass man jeden Tag eigentlich etwas anderes erleben kann. Jemand anders sein kann, sich mit einem anderen Thema beschäftigen. Du bist der Charitéja jetzt sehr, sehr, sehr viele Jahre treu, also scheinst es hier richtig zu lieben. Warum würdest du jungen Leuten empfehlen, genau hier ihre Ausbildung zu starten? #00:52:43-2#

Jalid Sehouli: Die Charite, das Wort heißt ja Barmherzigkeit und ist ja damals auch gerade in der Frauenmedizin gegründet worden, um armen und gesellschaftlich benachteiligten Frauen zu helfen, medizinisch. Das war so der Urinstinkt, und ich finde die Charite deswegen so großartig, weil sie auf der einen Seite Berlin repräsentiert mit den verschiedenen Standorten, jeder mit seinem eigenen regionalen Charakter, aber auch die Welt in sich trägt, über 140 Nationen. Da kommen unsere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen her, und wir sind mit aller Welt verbunden. Ich habe Projekte in Afrika, in Asien, in USA, in Europa, und man tauscht sich aus, und es ist so wunderbar, wenn man gemeinsame Leitlinien entwickelt für die Welt. Das heißt, man kann den Welt Therapiestandard ändern mit einem Team, was eben in dieser großartigen Stadt, die ja ständig sich neu erfindet, verankert ist. Deswegen wäre für mich keine andere Adresse möglich als die Charite, um immer neue Dinge zu erfahren und vereinen, von den unglaublichen Kollegen und Kollegen zu profitieren, und das ist Wahnsinn, was hier an der Charite möglich ist, und man darf nie vergessen: Medizin ist und bleibt das Spiegelbild der Gesellschaft. Das heißt, jeder Beruf ist auch in der Charite präsent.Ob das in der Unternehmenskommunikation ist, ob das im Handwerk ist, im technischen Dienst oder eben auf der Krankenstation. #00:54:43-6#

Nina Gummich: Du scheinst auch Berlin zu lieben. Du hast es auf jeden Fall... bist hier geboren, in der Charité ja auch noch. Was ist dein Lieblingsort in Berlin? Außerhalb der Charité? #00:54:54-5#

Jalid Sehouli: Ich bin ja Weddinger und bin ja hier aufgewachsen an der Panke, in der Exerzierstraße, und fühle mich natürlich sehr, sehr sicher und bin auch ganz traurig, dass jetzt Karstadt pleite geht. Das war ja das... #00:55:12-2#

Nina Gummich: Dass die Dinge sich verändern. #00:55:13-8#

Jalid Sehouli: Das war das KDW des Weddings, also viel zu teuer, aber war nett, dort gesehen zu werden und Leute zu treffen, aber der Wedding verändert sich natürlich, so wie die Stadt insgesamt. Aber Wedding ist immer noch mein Herzensort, aber ich wohne ja am Victor-Luise-Platz. Schöneberg ist auch ein großartiger Bezirk, wo man sehr schnell überall hinkommt. Also das sind so meine Bezirke, Schöneberg und Wedding. #00:55:40-5#

Nina Gummich: Die liebst du. Jalid, ich werde mich mit Zwiebel einreiben, unbedingt. Ich habe noch eine Frage... #00:55:45-9#

Jalid Sehouli: Unbedingt! Und gib mir Feedback. #00:55:46-3#

Nina Gummich: ...die mir auf der Seele brennt seit mehreren Wochen. Du fragst deine Gäste immer am Schluss, was denn ihre Henkersmahlzeit wäre, und ich habe es dich noch nie sagen hören. Dabei liebst du Essen und redest auch immer so drüber, dass man am Besten selber gleich loskochen will. Also bitte, bitte sag, was wäre deine Henkersmahlzeit und von wem gekocht! #00:56:05-6#

Jalid Sehouli: Ja, ich würde es wahrscheinlich selber kochen, weil ich koche einfach gerne und liebe das Kochen zur Entschleunigung. Es ist die Tajine mit Lan, ist also in einem dreieckigen Tongefäß über Stunden gegarrt. Lamm mit Kukurma, mit Ingwer, mit Pfeffer, mit Zimt und mit glasierten Backpflaumen zubereiten und etwas Sesam überstreut über viele Stunden zubereitet. Tajine mit Lamm, das wäre meine Henkersmahlzeit, von mir selbst gekocht. #00:56:43-5#

Nina Gummich: Da überlege ich kurz, ob ich nicht mehr Vegetarierin bin. Wenn du einen Wunsch frei hättest für 2024, für unsere Welt, was wäre das? #00:56:54-3#

Jalid Sehouli: Was soll es anders sein als mehr Frieden? #00:56:57-8#

Nina Gummich: Ja, das wünsche ich uns auch, und ich freue mich sehr, dass du da warst. #00:57:02-0#

Jalid Sehouli: Danke für das Gespräch. Vielen Dank. #00:57:03-8#

Intro/ Outro: Das war es mit dieser Folge von: Jeder zählt, der Karrierepodcast der Charite. Wenn ihr euch für die Arbeit in der Charite interessiert, dann schaut auf Karriere. Chartote.de oder klickt auf den Link in den Shownotes. Auf unserer Karriere Website findet ihr spannende Informationen zu weiteren Berufsgruppen und unsere aktuellen Stellenangebote. Folgt diesem Podcast, lasst ein Like oder Kommentar da, wenn eure Podcast Plattform des Vertrauens das zulässt. Vielen Dank fürs Einschalten, und bis zum nächsten Mal. Jeder zählt, der Karrierepodcast der Charite ist eine Produktion von Makiko. Musik: Martin Gerts. Produktion und Schnitt: Julius Bertram. Redaktion und Umsetzung: Clemens Herold, Moderation: Nina Gummich. #00:57:55-4#

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