Kevin Schindler - Ich habe mich in die Pflege verliebt

Shownotes

Kevin Schindler ist Praxisanleiter auf einer Krebsstation am Campus Virchow-Klinikum der Charité. Warum die Ausbildung mit guten Bezugspersonen steht und fällt und warum sich Kevins Auszubildende bei ihm besonders wohlfühlen, das erfährst du in dieser Folge von Jede:r zählt – dem Karrierepodcast der Charité.

Während Nina abends auf Erkundungstour durch verschiedene Restaurants zieht, erzählt Kevin vom leidenschaftlichen Frühaufstehen und Feel-Good-Musik unter der Dusche. Außerdem erfährst du von Kevin, wieso er sich damals statt Wehrdienst für den Pflegedienst entschieden hat, weshalb er nur in Teilzeit arbeitet und warum Tanzen für ihn der optimale Ausgleich zur Arbeit ist. Und wenn du noch nicht weißt, was eine Praxisanleitung ist, erfährst du hier die Antwort.

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1 Kevin Schindler Praxisanleitung.wav

Nina Gummich: Herzlich willkommen! Mein Name ist Nina Gummich, und ich bin Ärztin, aber nur im Fernsehen. Ich bin Schauspielerin, und heute unterhalte ich mich mit einem, der nicht nur so tut, als ob. Kevin Schindler ist bei mir, gelernter Gesundheits und Krankenpfleger, seit 2015 an der Charite, und inzwischen ist er Praxisanleiter auf einer Krebsstation und bildet selber junge Nachwuchs Pflegerinnen und Pfleger aus. Heute erzählt er uns, warum er lieber lacht als weint, wie viele CHEPS er schon gesammelt hat und wie er vor lauter Pflege nicht vergisst, auch mal sich selbst zu pflegen. Das hier ist der Karrierepodcast der Charite: Jeder zählt, und jetzt geht's los! Hallo, Kevin!

Kevin Schindler: Hallo!

Nina Gummich: Wir sitzen jetzt hier beide im Virchow Klinikum Campus, uns gegenüber ist der Start und Landeplatz der Rettungshubschrauber, und wir sind hier in einem kleinen Raum. Der ist gefühlt einen Quadratmeter groß, würde ich sagen.

Kevin Schindler: Gut geschätzt.

Nina Gummich: Ja, ist hier gepolstert mit Sofas, dass es ein Ton Raum wird? Wir tun jetzt einfach so, als wären wir im fancy studio, und wir sind beide ein bisschen aufgeregt.

Kevin Schindler: Aber ich finde die Enge ganz angenehm anstatt so einen weiten Raum, irgendwie ist es ganz gemühtlich.

Nina Gummich: Fühlt man sich sicher oder?

Kevin Schindler: Finde ich auch.

Nina Gummich: Kevin du kommst gerade aus dem Urlaub, du warst in Marokko 13 Tage, hast es dir gut gehen.

Kevin Schindler: Meine Batterien sind voll, ich bin wieder bereit und einsatzfähig.

Nina Gummich: Das ist schön! Was man noch gar nicht so denkt bei jemandem, der im Pflegeberuf arbeitet, da hat man gentlich immer nur, ich hab keine Zeit, kein Geld und vor allem auch kein Spaß. Das sieht bei dir ein bisschen anders aus, oder?

Kevin Schindler: Voll, also, ich kann mich nicht beschweren. Ich finde, ich habe eine gute Work Life Balance, was mir auch so ein bisschen tatsächlich auch der Beruf ermöglicht. Also, wenn ich drüber nachdenke, jetzt eine fünf Tage Woche, Montag bis Freitag zu haben und immer nur die zwei Tage frei zu haben, die irgendwie alle anderen frei haben, finde ich irgendwie unangenehm mittlerweile.

Nina Gummich: Und den Urlaub, hast du gerade erzählt, konntest du dir auch leisten, indem du deine CHEPS sammelst. Was ist das? Das habe ich noch nie gehört.

Kevin Schindler: Okay, CHEPS sind so ein Versuch. Also, die Charite hat gestreikt, die Pflegekräfte, es ging so ein bisschen um die Überbelastung und so, einen Ausgleich zu finden und irgendwie Richtlinien, und dann wurde festgelegt in dem Tarifvertrag, wie viele Patienten auf eine Pflegekraft im Früh und Nachtdienst kommen können, prpo Schicht, und es wird immer gleich gemessen, und genau dann, wenn man da drüber kommt, im Durchschnitt hat man belasteten Dienst, und ab fünf hat man so einen Chap, und den kann man dann einlösen in Freizeitausgleich.

Nina Gummich: Ich finde das toll. Wie ein Paybackpunkte Syytem. Ich würde, glaube ich, nur sammeln, um die dann alle zusammen einzulösen.

Kevin Schindler: Macht Spaß, und man kann die sich auch immer angucken auf seinem Konto. Man hat dann so einenLockinbereich.

Nina Gummich: Wieviel hast du?

Kevin Schindler: Ich verbrate meine immer relativ schnell, aber ja.

Nina Gummich: Okay.

Kevin Schindler: Es geht, soll ja eigentlich dazu dienen, die Belastung so einbisschen zu senken, so ein bisschen auch unter Druck zu stehen.

Nina Gummich: Alles klar! Du hast aber auch erzählt, dass du dich eigentlich inzwischen dran gewöhnt hast, so richtig an deinen Arbeitsrhythmus, und sogar ganz schön findest, fünf Uhr morgens aufzustehen, was man sich gar nicht so vorstellen kann. Und du wirkst auch so, als wärst du ein bisschen, oder hast du, glaube ich, auch gesagt, als wärst du ein bisschen verliebt in deinem Beruf? Wann war so der erste Moment, wo du gespürt hast, das will ich machen! Hier bin ich genau richtig.

Kevin Schindler: Ähm, also zum Abi hätte mir damals mal gesagt, dass ich mal im Krankenhaus lande, dann hätt ich gedacht, also kann ich mir gar nicht vorstellen, null, null! Mein Plan war eigentlich, nach Berlin zu gehen, um soziale Arbeit zu studieren, und dann war damals der NC aber schon relativ. Also da reinzukommen, war relativ schwierig, und dann, ich war damals der erste Jahrgang, wo es dann keine Wehrpflicht mehr gab, und dann hat Deutschland so ein Bundesfreiwilligendienst implementiert. Also, sowas wie Sozialarbeiter war noch ein bisschen besser bezahlt und wollte das dann irgendwie im Kindergarten machen habe, dachte ich, ich kann mir das irgendwie anrechnen lassen, dachte ich mach ich was sinnvolles?

Nina Gummich: Ah, du bist schon immer so ein Payback Punkte Typ . Willst du wieder etwas anrechnen lassen?

Kevin Schindler: Und da waren aber alle Stellen auch schon irgendwie besetzt, und es gab nur noch Stellen in der mobilen Krankenpflege. Und dann hab ich gesagt: Ach ja, probiers doch mal aus! Dann habe ich ein Jahr lang bin ich mit einem kleinen Smart durch Friedrichshain und Kreuzberg gefahren und Mitte und habe Patienten zu Hause versorgt oder erst mal mitgefahren und dann aber auch kleine Touren alleine gemacht, und da habe ich ja angefangen, ein bisschen in die Pflege zu verlieben.

Nina Gummich: Und wie bist du dann zur Charite gekommen?

Kevin Schindler: Ähm, genau wie gesagt, hat mich dann verliebt, auf alle Fälle so in die Pflege, und wollte dann definitiv definitiv die Ausbildung anfangen, hab gedacht, also schon eher in einem größeren Haus, weil man da wahrscheinlich das meiste sieht und das meiste mitnimmt, und hab mich dann an den großen Häusern halt beworben, und die Charite hat dann...ich habe mich letztendlich dafür entschieden, weil der Ausbildungstag, ich weiß nicht, wie er jetzt mittlerweile ist, aber der war damals echt schön.

Nina Gummich: Es gab wahrscheinlich irgendwas kostenlos.

Kevin Schindler: Sprudelwasser, ne mehr weiß ich gar nicht mehr, aber genau im Vergleich zu den anderen Häusern, wo ich war. Da gab es dann so, äh ja, Rechenaufgaben und Schreibaufgaben, und das fand ich so ganz lame, und da war es, ging es von Anfang an so um das gemeinsam. Wir kreieren einen coolen Tag, wir machen irgendwelche Gruppenaufgaben, und die haben schon einen kleinen Einblick. Wer sind wir, wie arbeiten wir im Team und hatten dann auch ein Gespräch zum Schluss, und es war irgendwie alles eine runde Sache.

Nina Gummich: Hat sich richtig angefühlt.

Kevin Schindler: Voll, und ich habe da auch schon gleich eine Frau kennengelernt, mit der ich dann damals in die Ausbildung gegangen bin, und wir sind jetzt noch gute Freunde.

Nina Gummich: Bleibt überhaupt Zeit für Beziehung bei diesem Job?

Kevin Schindler: Ja, ja, auf alle Fälle.

Kevin Schindler: Also ich habe auch jahrelang in einer Beziehung gelebt, plus Job, und es ging ganz gut. Also dazu muss man sagen, ich arbeite nicht Vollzeit also Teilzeit, 80 Prozent, im Durchschnitt einen Tag mehr frei pro Woche, und für mich also, ich brauchte das damals so ein bisschen, weil ich gemerkt habe, gerade Anfang 20, dann war man vieleicht nochmal einbisschen mehr unterwegs gewesen und dann so viel am Bett war. Dann habe gemerkt, dass ich manchmal so ein bisschen ja, dass dann nicht mehr so viel Ressourcen da waren und auch manchmal vielleicht ein bisschen gereizt und da hab ich gar keinen Bock drauf. Ich will immer so gut es geht fair zu den Patienten und Patienten sein und habe dann gesagt: Okay, ich probiere mal 80 Prozent aus, und ich würde nie wieder zurückgehen für mich. Dadurch habe ich so meinen perfekten Ausgleich und kann alles auch wieder zurückgeben.

Nina Gummich: Ich kann mir das richtig gut vorstellen, von dir gepflegt zu werden, oder ich kann mir vorstellen, dass du ein tolles Verhältnis zu den Patienten hast und die sich wohlfühlen mit dir. Gibt es da welche, die besonders ans Herz wachsen?

Kevin Schindler: Schon immer mal wieder, besonders vielleicht, wenn es so ins gleiche Alter geht, bei den Patienten genau ab und zu, aber meistens aber eher auf einer professionellen Ebene, natürlich man nicht davon gefeit, dann auch mal so ein bisschen was mitzunehmen, genau.

Nina Gummich: Seit ein paar Jahren kann man Pflege jetzt studieren. Das ist neu. Als du soweit warst, war das noch eine reine Ausbildung. Du bist aber nicht unbedingt jemand, der sagen würde, er ist total dafür. Warum?

Kevin Schindler: Also meiner persönlichen Meinung, weil ich, ich habe die Ausbildung total geliebt, so wie sie war, weil sehr, sehr, sehr, sehr praktisch war, und ja.

Nina Gummich: Das praktische magst du, ne!

Kevin Schindler: Genau also, eigentlich haben die Studierenden immer noch viel Praxis. Ein großes Argument für die Ausbildung ist, du bist halt viel in der Praxis, du gibst schon viel, du bist schon nahe am Patienten oder Patientinnen und noch nicht vergütet. Ich weiß nicht, ob da gerade ne Änderung. Irgendwas war mal angedacht, aber...

Nina Gummich: Die kämpfen auf jeden Fall dafür. Da kommen wir auch gleich zum Thema. Du bist nämlich inzwischen Praxisanleiter, nennt sich das ganze, und wir waren mal unterwegs und haben auf der Straße die Leute gefragt, was hat sich so darunter vorstellen.

Speaker 3: Hallo, ich bin Vivien, und ich werde jetzt einmal ein paar Leute interviewen und fragen, ob sie eine Ahnung haben, was eine Praxisanleitung macht. Was denken sie macht eine Praxisanleitung? Ich denke, eine Praxisanleitung, ermöglicht sozusagen Vorgaben für eine Erkrankung oder für eine Genesung sozusagen in der Praxis umzusetzen, also eine Handlungsanleitung für die Patienten? Ähm, kümmert sich vielleicht um die noch Lernenden? Eine Praxisanleitung leitet eine Praxis an. Das bedeutet Organisation, Menschen anleiten in praktischen Fähigkeiten. Ich denke, eine Praxisanleitung koordiniert die Arbeitsplätze, Patienten und ähnliche Aufgaben innerhalb einer Praxis. Die ist eine Person, die dazu da ist, zu zeigen, wie es geht, also bei der Ausbildung, dass sie mir vormacht, wie die Sachen funktionieren in der Praxis, die ich theoretisch lerne.

Nina Gummich: Weißt du, was ich mir darunter vorstelle, dass man so eine Anleitung kriegt, wie man eine Praxis aufbaut.

Kevin Schindler: Das ist so ein Schrank, aber so ähnlich war ja eine Antwort.

Nina Gummich: So Kevin, jetzt uns auf was ist es wirklich? Was machst du?

Kevin Schindler: Ähm, ja, jetzt Praxisanleiter bin ich so ein bisschen auch die Verknüpfung von Theorie und Praxis auf der Station. Genau die SchülerInnen kommen dann halt, aus der Theorie, haben schon was gelernt, und jetzt versuchen wir, das Gelernte irgendwie am Patienten, an der Patientin umzusetzen. Und genau das ist letztendlich das Handwerk.

Nina Gummich: Wenn du jetzt Schüler und Schülerinnen sagst, heißt das es kommen wirklich sehr junge Leute zu dir, oder sind das auch Auszubildende?

Kevin Schindler: Auszubildende, genau Studierende, auszubildende PraktikantInnen genau!

Nina Gummich: Ich kann jetzt gut verstehen, ich hatte, an der Schauspielschule haben wir so ein Studio Prinzip heißt, das heißt, ich bin zwei Jahre an der Schauspielschule, und zwei Jahre gehe ich an ein Theater, und dann arbeiten dort Schauspieler und Schauspielerinnen, an Monologen und zehn Studien, und man ist schon so richtig im Theaterbetrieb drin, was dazu führt, dass wir auch eine wahnsinnig gute Vermittlungsquote haben, weil wir einfach wissen, wovon wir sprechen. Sozusagen kann ich mir das so ein bisschen vorstellen, dass die einfach schon etwas lernen. Dann kommen sie zu dir, und dann wird man richtig in den Alltag eingebunden und weiß deswegen einfach besonders gut schon Bescheid, wenn man dann fertig ist.

Kevin Schindler: Ähm, ist unterschiedlich. Wir sind ja auch so ein schwerer Bereich auf einer Krebsstation und manchmal. Sie haben gerade die Ausbildungszahlen gesteigert, und dadurch haben wir jetzt nicht...Also damals, als ich die Ausbildung hatte, war halt so ein onkologischer Krebs Statione relativ am Ende, und mittlerweile sind aber die Ausbildungszahlen so hoch, dass überall eingesetzt wird und dass man auch manchmal sein kann, dass im ersten oder zweiten Einsatz schon auf der Krebs Station ist. Deswegen ist da natürlich in dem Bereich noch nicht so viel Wissen vorhanden, aber in den ersten geht's ja viel um Grundpflege, und das haben sie meistens schon gelernt.

Nina Gummich: Das heißt, es kommen auch manchmal Leute bei dir an, die echt heftige Dinge sofort erleben, die du dann ordentlich gut erst mal auffangen musst und einführen.

Kevin Schindler: Ja, das ist so auch meine größte Motivation. Also ich weiß ja, wie es war, mit Anfang 20 in so eine Ausbildung zu gehen an der größten Klinik Europas, und ja, so drei Jahre im Krankenhaus Kosmos, der irgendwie ganz speziell ist, kann auch manchmal ganz schon einschüchternd sein, herausfordernd, und deswegen war es für mich immer, mir immer wichtig, dass ich für alle Auszubildenden, für die Studierenden einen Safe Space kreiere, wo irgendwie ganz viel Raum ist zum Lernen, zum Fehler Machen, zum Emotionsaustausch, und der steht für mich an erster Stelle noch vor dem, wie kann ich ganz perfekt einen Blasenkatheter legen, also auch wichtig, aber ich bin auch eher so auf der emotionalen Ebene.

Nina Gummich: Menschlichen Ebene. Du pflegst eigentlich deine Auszubildenden auch, wie du vorher die anderen Leute gepflegt hast. Bist du trotzdem noch als Pfleger aktiv, oder kümmerst du dich wirklich vor allem und ausschließlich um die Auszubildenden?

Kevin Schindler: Also, es läuft parallel, also ich habe meine normalen Patientengruppe und zusätzlich dann SchülerInnen, Studierende.

Nina Gummich: Wie könnte jetzt so ein typischer Tag von dir aussehen? Fangen wir mal an, du wachst auf, Fünf Uhr?

Kevin Schindler: Ich habs nicht so weit.

Nina Gummich: Fünf Uhr klingelt der Wecker, was machst du dann? Hast du ein Morgenritual.

Kevin Schindler: Wenn ich Frühdienst habe, muss ich duschen gehen, einfach nur, um klar zu kommen.

Nina Gummich: Das freut uns ja.

Kevin Schindler: Genau also: duschen gehen und Kaffee dazu und Radio.

Nina Gummich: In der Dusche trinkst du einen Kaffee.

Kevin Schindler: So da vor, danach und am Spiegel genau!

Nina Gummich: Radio, ziehst du dir da die Nachrichten rein, oder hörst du viel Musik?

Kevin Schindler: Viel gute Musik.

Nina Gummich: Okay, dann gehst du los, fährst Straßenbahn oder?

Kevin Schindler: Fahrrad. Auch nochmal so ein bisschen life change. Ich hab da irgendwann angefangen, vor zwei Jahren nur noch Fahrrad zu fahren.

Nina Gummich: Ja.

Kevin Schindler: Ist eine andere genehmer in den Tag kommen als irgendwie morgens gleich schon mit so vielen Leuten in der Bahn.

Nina Gummich: Verstehe ich, mache ich auch, wenn ich zum Fahrer, morgens mache ich das total gerne, auch, um einfach mal draußen zu sein, weil man sonst den ganzen Tag irgendwie manchmal drin ist, oder gerade in so dunklen Jahreszeiten, hat man dann das Gefühl, man sieht kein Licht und nichts. Okay, dann kommst du da an, dann geht's wie weiter.

Kevin Schindler: Dann beginnt der Dienst mit der Übergabe, jetzt im Frühdienst von dem Nachtdienst, dann, was ist passiert, was ist neu, je nachdem, ob man die Patienten schon kennt oder nicht, genau, und also vorher findet die Einteilung statt, wer nimmt welchen Bereich.

Nina Gummich: Was heißt, wer nimmt welchen Bereich?

Kevin Schindler: Also, wir haben 20 Zimmer, und dann teilt man sich so ein. Je nachdem, wie viele leute examinierte Pflegekräfte im Frühdienst sind, wird geguckt. Genau, wer macht den vorderen Teil, hintere, die Mitte.

Nina Gummich: Was würdest du sagen, was für ein Chef bist du so? Bist du eher lässig oder kannst du auch mal streng sein?

Kevin Schindler: Eher lässig, und ich musste mir antrainieren, auch mal ein bisschen strenger zu sein, einfach weil es auch wichtig ist, also auch gerade Richtung Feedback. Also gut kann ich immer, ich kann immer locker loslassen, was mir gut gefällt. Aber ich musste mir so ein bisschen angewöhnen, auch zu sagen, da musste nochmal rangehen und so und ähm!

Nina Gummich: Hast du auch manchmal so ein richtigen Volldeppen dabei, der alles falsch macht?

Kevin Schindler: Bis jetzt geht es tatsächlich, also die Quote ist eher.... Also ich kann echt quasi fast mit allen, mal ein, zwei waren dabei, aber man muss halt irgendwie versuchen, jeden abzuholen.

Nina Gummich: Das kannst du ja auch offensichtlich besonders gut. Wie lange bleiben die denn so bei dir? Also wie schnell verabschiedest du dann auch wieder jemanden vielleicht?

Kevin Schindler: Ist auch super unterschiedlich. Von drei Wochen bis manchmal sechs bis acht Wochen ist alles dabei.

Nina Gummich: Wird dir das so zugeteilt? Wird dir das so zugeteilt, oder wie entsteht das, wie lange so ein Auszubildender bei dir ist?

Kevin Schindler: Ähm, es gibt so das EKG Team: Einsatz, Koordinationsteam, und die machen die ganzen Einsatzpläne.

Nina Gummich: Also was wie gebraucht wird, auch einfach wird es eingeteilt.

Kevin Schindler: Genau und dass jeder auch irgendwie seine Pflichteinsätze hat, glaub man, muss weiß nicht, ob es immer noch so ist, aber musste damals zumindest einmal auf der Gynikologie sein. Einmal also, doch ist eigentlich noch alles festgelegt auf Langzeitpflege. Also, dass alles auch dabei ist, und genau, und das muss koordiniert werden für Praktikanten, Praktikantinnen, für alle Auszubildenden und Studierenden und halt auch noch externe Partner gibt es auch.

Nina Gummich: Und man muss ja auch die Ganzheit bedenken. Das ist ja kein kleines Krankenhaus, sondern wir reden ja hier von riesengroßen Gebäudekomplexen, und wahnsinnig viele, ich weiß gar nicht, hast du auf dem Schirm, wie viele Mitarbeiter hier sind, wie viele Patienten? Das muss ich mal rausfinden. Also es ist wahrscheinlich unglaublich viel, und das zu koordinieren ist auch eine Nummer. Wie kam es denn dazu, dass du diesen Job sozusagen bekommen hast, dass es ja schon eine Art aufstieg oder wie so eine Beförderung, auf jeden Fall was ganz anderes nochmal, als du vorher gemacht hast, brauchst neue Kompetenzen oder eben die gleichen? Du pflegst ja jetzt deine Auszubildenen auch. Wie ist das gekommen?

Kevin Schindler: Äh, bei mir also auf der Station, wo ich bin, hab ich auch damals mein Examen gemacht. Ich bin jetzt schon fast acht Jahre da, und da waren auch immer Praxisanleiter da, und dann gab es eine Situation, wo dann noch die letzte Praxisanleitung die Station verlassen hat, weil er aus dem Haus gegangen ist, und dann haben mich eh immer schon im Vorfeld Leute angesprochen: Praxisanleitung. Und dann wurde es immer mehr und immer mehr. Gerade weil auch jetzt gar keiner mehr da war, hab ich dann überlegt, vielleicht passt es ja doch, vielleicht überlege ich mir das mal, vieleicht mal wieder Zeit, seine Komfortzone zu verlassen. Dann habe ich drüber nachgedacht, so Anleitung, okay, du weißt, wie es bei dir war, du weißt, dass es echt gut lief, aber auch manchmal echt schwierig. Und vielleicht ist es Zeit, jetzt sein wissen weiterzugeben und so, wie ich vorhin schon gesagt habe, so so einen eigenen Space zu kreieren.

Nina Gummich: Hast du das Gefühl, die Charite ist da auch unterstützend, in sowas wirklich auch zu gucken? Kann man da sozusagen aufsteigen? Gibt es da neue Möglichkeiten für denjenigen, wenn man schon lange da ist, dass der auch mal eine neue Aufgabe kriegt?

Kevin Schindler: Super, also, das ist so, dafür steht die Charite irgendwie richtig, richtig krass! Weiterbildung, Ausbildung, Karriere, das ist auf alle Fälle da steht eigentlich nie im Wege, im Gegenteil, sogar treten sie an dich ran und und bieten was an. Also ich hätte, wenn man Bock hat, sich weiterzuentwickeln an der Charite, dann findet man immer eine Möglichkeit von kleinen Weiterbildungen, sowas. Ich habe angefangen damals mit einer algesologischen Fachassistenz, also quasi eine Schmerz Weiterbildung. Ich war der Schmerz Beauftragter.

Nina Gummich: Um den Leuten Schmerzen zuzufügen.

Kevin Schindler: Genau genau einfach, weil wir auch viel Tumor bedingte Schmerzen haben, und das ist so ein bissen nochmals eine Fachweiterbildung, um noch mehr in die Thematik reinzugehen und auch so ein bisschen Auge auf Station zu haben. Handeln wir auch nach dem neuesten Standard und so?

Nina Gummich: Ja, und nochmal, so ganz praktisch bekommst du dadurch jetzt auch mehr Geld, hast du mehr Freizeit, also hat sich da dann auch was gesteigert für dich bei dieser Möglichkeit?

Kevin Schindler: Also, es gibt so eine kleine Aufwandsentschädigung. Also ich mache es nicht wegen dem Geld, es sind 100 € brutto.

Nina Gummich: Ja, ist ein bisschen, aber ist vor allem für dich eine neue Herausforderung.

Kevin Schindler: Und mittlerweile kann ich mir nicht vorstellen, keine Schüler an der Seite zu haben, keine Auszubildenden. Es ist bereichernd.

Nina Gummich: Das kann ich mir vorstellen. Du hast gerade gesagt, du hast gesagt, es ist mal wieder Zeit, die Komfortzone zu verlassen. Was sind noch so Sachen, wo du die Komfortzone verlässt? Bist du jemand, der sich da immer mal selber challenged, auch und sagt, hey, ich mache mir nicht bequem, ich versuche mal, was Neues auszuprobieren.

Kevin Schindler: Mit Abständen. Also, ich gehe privat tanzen, das zum Beispiel, ich habe das vor gutem Jahr angefangen, und da hab ich auf alle Fälle meine Komfortzone verlassen.

Nina Gummich: Was tanzt du?

Kevin Schindler: Ähm, das ist also so eine urbane Tanzschule ist so die größte in Europa, in Kreuzberg, und es so Einzeltanz, moderne, Choreografien meistens genau.

Nina Gummich: Trägst du dich da immer für einen anderen Kurs, also immer, worauf du Lust hast, kannst dich so eintragen?

Kevin Schindler: So meine Hauptkurse, die mache ich immer und genau, und zum Anfang war das so. Auf einmal mit 40 Leuten vor dem Spiegel, und jetzt muss auf einmal auf eine Choreo konzentrieren oder bei der Aufwärmung irgendwie freestylen und durch einen Raum gehen. Das war schon so schwierig, aber hat sich auch auf jeden Fall gelohnt.

Nina Gummich: Toll! Ich finde, das macht immer total Spaß, am Ende die Komfortzone zu verlassen. Manchmal ist es ja auch einfach was ganz kleines. Ich gehe manchmal da, wo ich immer rechts rum gehe zum Spazieren, dann plötzlich mal links rum. Ich meine, das ist schon klein, aber wir sind solche Gewohnheitstiere. Wir wollen dann doch immer das gleiche machen.

Kevin Schindler: Ich hab ne Zeit lang mal, auch vor zwei Jahren war Corona Jahr, habe ich mal angefangen, mir irgendwie Sonntag irgendwo ein Stadtteil zu fahren, wo ich noch nie war, und spazieren zu gehen, war auch spannend.

Nina Gummich: Ja, toll, das verstehe ich. Ich habe angefangen in Potsdam auf einer Straße muss ich in jedes Restaurant einmal gehen. Und ich bewerte das. Und es interessiert niemanden, nur mich, für mich habe ich mit meinem Freund zusammen das gemacht: Sättigungsgefühl, Ambiente, Einrichtung, Musik. Wir haben Kategorien erfunden, die waren bisher alle scheiße, die Restaurants. Kevin wir machen ein kleines Spiel.

Kevin Schindler: Ich bin gespannt, der heiße Stuhl.

Nina Gummich: Ich stelle dir jetzt zehn entweder oder Fragen, und du beantwortest sie. Wir fangen an mit Lachen oder weinen.

Kevin Schindler: Lachen.

Nina Gummich: Warum?

Kevin Schindler: Warum ist schwer, ne Antwort zu finden, aber tatsächlich irgendwie mein Naturell? Also ich entscheide mich da jetzt nicht aktiv für jeden Tag. An den meisten Tagen wach ich irgendwie auf, da ist alles irgendwie einfach.

Nina Gummich: Obwohl wahrscheinlich auf der Station auch öfter mal geweint wird, oder?

Kevin Schindler: Ja voll!

Nina Gummich: Das gehört genauso dazu.

Kevin Schindler: Das gehört definitiv dazu, gerade auf der Krebsstation, und ja, man lernt aber, damit umzugehen.

Nina Gummich: Wie sind da so deine Methoden?

Kevin Schindler: Erstmal habe ich mir da mal irgendwann einen Punkt überlegt. Was machst du hier überhaupt? Also was ist überhaupt dein Beruf? Was machst du und hab dann verstanden, ich bin kein Superheld. Ich kann an dieser doofen Diagnose die sie haben, halt überhaupt nix ändern, letztendlich auch nicht dafür, dass ich für diese schwierige, schwierige Therapie entschieden haben. Aber ich kann nur mit der Diagnose, mit der Therapie denn das irgendwie so angenehm wie möglich machen in dem Aufenthalt auf unserer Station, und das ist meine Aufgabe, also um die Bogenschützen mit einem Lächeln.

Nina Gummich: Meine kleine Schwester, die wollte auch gerne Pflegerin werden und hat dann Angst bekommen, kurz davor, weil sie dachte, sie ist zu emotional, vielleicht für den Beruf. Also sie hatte Angst, dass sie dann eben mitweinen muss, wenn es jemandem schlecht geht oder so. Würdest du sagen, dass es eher eine Qualität? Oder ist das wirklich was, was man zurückhalten sollte, wenn man da arbeitet?

Kevin Schindler: Ich würde sagen, auf alle Fälle ist eher eine Qualität, eine Qualität mit trotzdem kleinen: passt auf dich auf!

Nina Gummich: Mhm, hattest du schon mal jemanden, der da nicht so gut auf sich aufpassen konnte und denen das da eher so zerrissen hat?

Kevin Schindler: Also nicht so emotional, weinen mäßig, das Schicksal annehmen , aber eher so Aufopferung.

Nina Gummich: Dass man nicht Aufhört dann, sich um jemanden zu kümmern, und so ich meine, du musst ja eigentlich auch eine ganz gute Selbstpflege betreiben können, dass du da so einen Ausgleich schaffst, oder?

Kevin Schindler: Voll!

Nina Gummich: Hast du da auch so deine Rituale, dass du sagst, okay, also, ich kenne das auch selber so, dass ich, ich kümmere mich auch sehr gerne um Leute und kenn dann immer so ein Punkt, wo ich merke, oh, wo man dann so plötzlich schlecht gelaunt wird, oder es wird alles zu viel, und dann merke ich immer, ah, jetzt bin ich wieder über meine Grenzen gegangen, jetzt muss ich es wieder rumdrehen und mich um mich kümmern. Ist das auch so?

Kevin Schindler: Voll, und deswegen ist mir halt Freizeit richtig, richtig, richtig doll wichtig. Mit Freunden was machen, auf Reisen gehen und halt auch dieses tanzen, und das auch gerade tanzen, schießt mich immer wieder auf irgendeine kleine Wolke, wo ich mich gut fühle, und ich kam schon so oft nach Hause. Ich gehe dann manchmal meistens abends tanzen. Dann kam ich am nächsten Tag auf Arbeit so locker und leicht und alle Leute sagen:was los mit dir. Warst du gestern auf einem Date? Ich war einfach wieder tanzen, war ganz gut!

Nina Gummich: Könnte man vielleicht auch dort anbieten, oder gibt es so einen Charitet Sport, den man machen kann?

Kevin Schindler: Also, ich glaube, es gibt so Charite Sport, aber vielleicht erkundige ich mich mal.

Nina Gummich: Okay, Kevin: Treppe oder Fahrstuhl?

Kevin Schindler: Oh Ähm, auf Station nehme ich immer den Fahrstuhl und in so Bahnhöfen meistens die Treppe anstatt Rolltreppe.

Nina Gummich: Hast du einen kleinen Deal mit dir selbst? Oder?

Kevin Schindler: Ja,

Nina Gummich: Okay, Feierabend oder arbeiten.

Kevin Schindler: Feierabend.

Nina Gummich: Kevin, du hast die ganze Zeit erzählt, wie gern du auf Arbeit gehst. Wieso denn jetzt plötzlich lieber Feierabend?

Kevin Schindler: Ich glaube, so Feierabend sich freuen ist, glaube ich, so was deutsches, oder?

Nina Gummich: Feierabend, Feierabend! Oh, jetzt ist hier ein Rettungsdienst hinter uns. Das kommt jetzt natürlich auch vor im Krankenhaus. Feierabend heißt ja auch, man hat schon gearbeitet, richtig!

Kevin Schindler: Genau, man kann sich auf die Schulter klopfen.

Nina Gummich: Meer oder Berge?

Kevin Schindler: Meer.

Nina Gummich: Obwohl es schwer ist. Ich find beides toll, ja.

Kevin Schindler: Zumindest permanent, dann eher Meer. Berge hat auch was so....

Nina Gummich: Einengendes?

Kevin Schindler: Einengenes!

Nina Gummich: Obwohl ich immer finde, die sind so, die ruhen so krass in sich, ich finde, da wird man immer ganz ruhig und denkt sich so, ja krass, kann alles passieren um einen herum. Die Chillen einfach hier weiter so riesengroß und bleiben stehen!

Kevin Schindler: Ich mag die Kombi.

Nina Gummich: Die ist das Beste. So, jetzt hab ich tanzen oder Tennis spielen, das ist ja wohl klar was du sagst!

Kevin Schindler: Tanzen!

Nina Gummich: Großstadt oder Dorfleben ?

Kevin Schindler: Noch Großstatd.

Nina Gummich: Gefällt dir Berlin? Was sind so deine Lieblingsorte?

Kevin Schindler: Meine Lieblingsorte einfach Prenzlauer Berg, weil viele, viele Freunde auch da wohnen, was ich auch irgendwie schätze, also dass wir in einer 4 Millionen Stadt wohnen und ich ganz viele Freunde habe, wo ich irgendwie nur zehn Minuten mal kurz zu Fuß rüber gehe, und habe trotzdem in der Großstadt so fasst und kleines Kleinstadt Gefühl, wenn man sich so besuchen kann, zu Fuß.

Nina Gummich: Was meinst du, was man in Berlin gut hassen könnte?

Kevin Schindler: Den Winter.

Kevin Schindler: Wie überall, wie überall!

Kevin Schindler: Ja, die Berlin Schnauze!

Nina Gummich: Als ich mal hier gelebt habe, hat ein Regisseur zu mir gesagt, hier ist es so egal, ob du da bist oder nicht. Das hast du aber wahrscheinlich in deinem Beruf so gar nicht das Gefühl, weil dass du da bist, ist, glaube ich, extrem wichtig für viele Leute.

Kevin Schindler: Voll und deswegen, also ich habe auch ganz, ganz selten, dass ich morgens mal gar keinen Bock auf Arbeit hab, ich wirklich selten, weil so ein tiefes Grundverständnis für den Beruf da ist, und deswegen ist es irgendwie immer ja, jetzt Arbeit dran, ja!

Nina Gummich: Ja, früher sterben oder länger leiden ?

Kevin Schindler: Das muss ich aufpassen.

Nina Gummich: Das eine harte Sache, oder?

Kevin Schindler: Gerade bei meiner Station: Ähm!

Nina Gummich: Ja.

Kevin Schindler: Ich kann nur für mich sprechen, ganz individuell, aber ich wünsche keinem langes leiden.

Nina Gummich: Ja, ne.

Kevin Schindler: Ja.

Nina Gummich: Mhm. Kann ich gut verstehen: Fastfood oder Rohkost?

Kevin Schindler: Boah Rohkost...

Nina Gummich: Fandst es jetzt eklig.

Kevin Schindler: Dann eher fastfood, aber weil nur Rohkost, auch nicht so gut ist.

Nina Gummich: Kasse oder privat versichert?

Kevin Schindler: Kasse.

Nina Gummich: Ja, ich leider auch. Ich war mal über meine Mama privatversichert. Das waren schöne Zeiten, aber vorbei! Ich bin jetzt groß. Komödie oder Krimi, oder guckst du Fernsehen?

Kevin Schindler: Ab und zu und dann eher Krimi.

Nina Gummich: Ja, du bist also auch einer von denen, weswegen wir alle nur noch Krimis drehen .Das ist gut. Warum eigentlich? Was finden die Deutschen da ganz toll?

Kevin Schindler: Krimi ist auch schon so ein bisschen Deutschland!

Nina Gummich: Total! Das ist hier das Format, das einzige, was total funktioniert.

Kevin Schindler: Dieses Rätsel, der Rätselfaktor?

Nina Gummich: Vielleicht. Ich finde auch, glaube ich, dass man weiß, nach 90 Minuten wird alles okay.

Kevin Schindler: Ja.

Nina Gummich: Man weiß, was man kriegt? Ich habe eine Krimi Reihe und da spiel ich eine Rechtsmedizinerin, die mit ihren Toten spricht, als wären sie noch am Leben. Also, die geht davon aus, dass sozusagen die trotzdem noch was mitkriegen oder irgendwas. Kannst du dir sowas vor stellen? Also kennst du sowas, dass, wenn jemand, wenn er tot so einzieht, mit dem du ja auch irgendwie täglich umgeben bist, hast du da auch so n Ritual manchmal vielleicht, dich von jemandem zu verabschieden oder den gehen zu lassen, gerade wenn man sich vielleicht bisschen nahegekommen ist, auch?

Kevin Schindler: Wir haben oder ich habe auf dieses klassische nochmal hingehen. Du machst ja jetzt an den Leichnam auch so ein bisschen nochmal fertig und dieses Fenster öffnen. Ich nehme manchmal nochmal die Hand, genau und...

Nina Gummich: Manchmal ist es ja auch so. In der Doku habe ich gesehen, dass manche tatsächlich auch... Da kommt niemand, um sich zu verabschieden.

Kevin Schindler: Und das finde ich ganz schlimm.

Nina Gummich: Furchtbar, wahnsinn!

Kevin Schindler: Auch mit Thema sterben alles. Wie kommt man damit klar. Ich finde am schlimmsten, wenn Menschen alleine gehen müssen, und deswegen ist es auch, fällt mir auch nicht so schwer. Ich habe verstanden, so Leben gehört zum Tod und das alles irgendwie eins, und ich finde es mittlerweile ehrenvoll. Auch also, wenn ich rumfrage, die Freunde, Familie, wer hat schon mal tote Menschen gesehen oder irgenwie Sterbenden mitbegleitet. Da haben viele noch nie Berührungspunkte gehabt, und das ist ein großer Teil vom Leben auch, und ich finde es ehrenvoll, dabei zu sein, auch Leute in der Phase, in der letzten Phase zu begleiten, gerade wenn keiner drum herum ist.

Nina Gummich: Ich würde mir dich wünschen, wäre ich in so einer Lage, und ich glaube, viele andere auch.

Kevin Schindler: Das ist lieb. Danke.

Nina Gummich: Ähm, wir kommen zum Ende. Ich habe mir überlegt, weil ich auch so viele Interviews gebe und immer nie was zurückfragen darf. Gibt es jetzt die Möglichkeit, den Moderator einfach was zurück zu fragen. Du darfst mir jetzt eine Frage stellen, und ich werde sie beantworten.

Kevin Schindler: Ich hätte zwei, vielleicht eine privatere und eine lockere. Fangen wir mal mit der Lockeren an. Du hast ja das erste Mal ein Podcast gemacht, also war es auf der anderen Seite.

Nina Gummich: Ja.

Kevin Schindler: Wie war es? Würdest du es wieder machen? Hast du Lust?

Nina Gummich: Ich würde es wieder machen, und ich habe mir gewünscht letztes Jahr, ich will eigentlich mal ein Podcast machen. Dann dachte ich, oh nein, alle machen das! Was willst du denn jetzt noch erzählen, und dann hat das Leben, das von selber eingerichtet, dann haben die mich einfach gefragt, ja.

Kevin Schindler: Cool und genau, du hast ja auch ne Ärztin gespielt und hat es nochmal so ein bisschen deine Wahrnehmung vom Krankenhaus Kosmus wahrgenommen? Hast du vorher schon eine Verbindung zu Krankenhaus?

Nina Gummich: Ja, ich habe Krankenhäuser gehasst. Ich bin in meine Ohnmacht gefallen. Wenn ich eins gegangen bin oder wenn wir irgendeine Oma besucht haben oder so, wurde mir immer schwindlig, schon am Eingang. Ich finde, und es hat sich total verändert. Ich spiele eigentlich nur Ärztinnen. Ehrlich gesagt, also ziemlich viel verändert sich viel dadurch, und vor allem hat sich verändert, dass mir bewusst geworden ist, dass die Charite so eine wahnsinnige Geschichte hat, und mit welchen politischen Umständen die auch zu dealen hatte über diese ganzen Jahrhunderte, was sich da immer verändert hat, dass es Versorgungsknappheit gab oder sonst was, und dieses Krankenhaus steht hier wie so eine eins und fällt nicht um. Dass ist schon der Wahnsinn, finde ich. Ist das ein Schlusswort für die Charite?

Kevin Schindler: Schon also, ich kann auch nur noch sagen, Leute, junge Leute oder nicht junge, alle Leute, die Bock haben, kommt her, so toller Beruf, man ist ganz nah an Menschen und gibt zwar viel, aber kriegt ganz, ganz, ganz viel zurück. Und ja!

Nina Gummich: Und ich wünsche euch, dass ihr alle zu Kevin kommt, in die Praxisanleitung. Danke, dass du da warst.

Kevin Schindler: Station 61.

Kevin Schindler: Das war es mit dieser Folge von: Jeder zählt, der Karrierepodcast der Charite. Wenn ihr euch für die Arbeit in der Charite interessiert, dann schaut auf Karriere.Charite.de, oder klickt auf den Link in den Shownotes. Auf unserer Karriere Website findet ihr spannende Informationen zu weiteren Berufsgruppen und unsere aktuellen Stellenangebote. Folgt diesem Podcast, lasst ein Like oder Kommentare da, wenn eure Podcast Plattform des Vertrauens das zulässt. Vielen Dank fürs Einschalten und bis zum nächsten Mal! Jeder zählt, der Karriere Podcast der Charite ist eine Produktion Makiko. Musik: Martin Gerts. Produktion und Schnitt: Julius Bertram, Redaktion und Umsetzung: Clemens Herold, Moderation: Nina Gummich.

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