Simon Bühler - Wir haben Angehörige ersetzt, das hat sich eingebrannt

Shownotes

Simon brennt für das Magnetprojekt seiner Station. Wie das dabei helfen soll, ausgebildete Menschen im Pflegeberuf zu halten und welche intensiven Momente er zu Beginn seiner Zeit an der Charité erlebt hat, erzählt er Nina in dieser Folge von Jede:r zählt.

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4 Simon Bühler - 22.01.24.wav

Intro/ Outro: Bei der neuen Folge des Podcasts: Jeder zählt, dem Karrierepodcast der Charité, befrage ich heute Simon Bühler, und es wird sehr emotional, denn Simon hat seine Tätigkeit als Krankenpfleger an der Charite genau in der Pandemiezeit begonnen und dort auch Menschen in den Tod begleitet. Er arbeitet im Herzzentrum der Charité, was sich gerade darum bewirbt, zum Magnet Krankenhaus zu werden. Keine Ahnung, was das ist, das kriege ich jetzt mal raus. #00:00:33-6#

Nina Gummich: Wir unterhalten uns hier gerade noch über den alten Campus, wo wir sind. Wir sind nämlich im Medizinhistorischen Museum der Charité und du hast mich gerade zurecht gefragt, ob wir hier Charité gedreht haben. Aber dafür haben Deutsche Produktionen gar kein Geld. Deswegen haben wir es im Ausland gedreht, in Prag, aber es sah alles so aus wie im Film tatsächlich. #00:00:58-7#

Simon Bühler: Richtig spannend also, wie du auch schon gesagt hast, mitten irgendwie im Museum hier, also richtig cool! #00:01:06-0#

Nina Gummich: Ja, du bist ja aus Stuttgart, was hat dich denn nach Berlin verschlagen, sagt man das so? Und du hast auch, glaub ich, in Stuttgart angefangen, schon zu arbeiten, und bist dann nach Berlin gekommen. Was war das für eine Zeit? Wie hast du das entschieden? #00:01:22-3#

Simon Bühler: Also, ich hatte schon irgendwie lange immer das Bedürfnis, nach Berlin zu kommen, beziehungsweise mein Vater hat eine große Liebe zu der Stadt, wollte, glaube, insgeheim auch immer mal hier herziehen, aber da hat meine Ma nicht mitgemacht, und deswegen waren wir als Kinder echt schon oft hier, und mit meiner Liebe bin ich jetzt hierher gezogen und bin seit drei Jahren oder fast vier Jahren jetzt hier. #00:01:46-1#

Nina Gummich: Du hast auf jeden Fall dich für die schönere Stadt entschieden. Das kann ich aus Erfahrung sagen. Was bietet dir die Stadt, und was bietet dir das Krankenhaus, was dir vielleicht das alles andere nicht bieten würde? #00:01:58-9#

Simon Bühler: Ja, da muss vielleicht noch mal vorgreifen. Also vorhin hab ich in der Uniklinik in Tübingen gearbeitet, und das ist ja auch Uniklinik, also auch Medizin auf höchstem Niveau. Aber die Charité ist natürlich nochmal nochmal was ganz anderes, die größte Klinik Europas, die einfach mit allem vorangeht, auch die Medizin da natürlich oft den Takt vorgibt, und es gibt sehr, sehr viele Möglichkeiten und Chancen, sich auch in der Pflege weiter zu entwickeln. Und da hab ich gedacht, da muss ich hin! #00:02:25-0#

Nina Gummich: Also, du würdest sagen, das ist auch wirklich immer noch so, dass es nicht einfach ein Bild von früher. Ich kenne sowas. Meine Familie war immer im Urlaub im Hotel Neptun, in Warnemünde und da hat meine Oma bis zum Schluss immer gesagt, dass das der Fels in der Brandung ist , und das ist sozusagen Hotel gewesen, was einfach so das Hotel Nummer eins seit vielen Jahrzehnten gewesen ist, wo alle Ostdeutschen immer hinwollten. Inzwischen denkt man so, ja, war bestimmt mal sehr viel Glanz. #00:02:49-9#

Simon Bühler: Eingestaubt. #00:02:50-1#

Nina Gummich: Weißt du, das würdest du jetzt bei der Charité nicht sagen, sondern dass dieser Ruf, das ist tatsächlich immer noch so? #00:02:57-7#

Simon Bühler: Also, dass ich seit Jahrzehnten nichts mehr getan hat, das, würde ich sagen, würde auf jeden Fall nicht stimmen. Natürlich muss man sagen, die Krankenhäuser insgesamt sind natürlich großen Problemen ausgesetzt: Fachkräftemangel, irgendwie auch Leute, die Verweildauer von den Pflegenden ist immer kürzer, aber doch die Charite hat viele Bestrebungen, auch voranzugehen und Dinge auf den Weg zu bringen, um die Leute für das Krankenhaus hier bei uns in der Charite zu begeistern. #00:03:24-8#

Nina Gummich: Du hast es schon gesagt, der Beruf der Pflegenden ist nicht in einem besonders guten Licht zurzeit. Warum hast du trotzdem gesagt, ich will das machen? #00:03:36-2#

Simon Bühler: Also zur Medizin bin ich auch über meinen Vater gekommen und wollte eigentlich immer Architekt werden. Auch meine Schulpraktika waren alle als Architekt, ich habe mein Abi in Kunst geschrieben, und trotzdem habe ich dann über meinen Vater, der Anistesist ist, den Zug zur Medizin gefunden, hab dann da auch ein Praktikum im Krankenhaus gemacht und im Altenheim und hab dann gemerkt, hey, der Kontakt mit den Menschen ist total spannend und man kann mit so wenig eigentlich den Leuten auch ein Lächeln ins Gesicht zaubern, und fand es total spannend und wollte nicht in die Medizin gehen, wo man irgendwie so ein bisschen ferner vom Patienten ist, sondern direkt am Patienten arbeiten, in der Pflege, und von Tag eins an bereue ich die Entscheidung eigentlich nicht und bin echt begeistert. #00:04:18-6#

Nina Gummich: Und wir haben ja hier auch deine Vorständin getroffen, sozusagen, die uns auch erzählt hat, was da alles in Bewegung ist. Was hat sich in den letzten Jahren, wo du hier bist, für die pflegenden Personen schon geändert, und wie fühlst du dich betreut? #00:04:35-3#

Simon Bühler: Ich fühle mich sehr gut betreut, und was man dazu sagen muss, ich komme ja nicht direkt von der Charite, sondern vom DHZC, also dem deutschen Herzzentrum der Charite, das jetzt seit diesem Jahr besteht. Da ist ja das Deutsche Herzzentrum Berlin in die Charité mit eingegangen, und deswegen haben wir da sozusagen auch nochmal so ein Konstrukt, wo wir nochmal eigene Pflegedirektion und so haben, und die sind wirklich sehr, sehr, nah, es sind sehr kurze Wege. Man kann immer auch zu Herrn Dienst im Pflegedirektor einfach direkt kommen. Wir haben die Zentrumsleitungen, die richtig nah bei uns dran sind, und auch so habe ich von Anfang an von den Stationsleitungen über die Zentrumsleitung immer Personen gehabt, die Fördermöglichkeiten geboten haben, die irgendwie Trainee Programme angeboten haben, die irgendwie auch Hospitationen bei anderen Kolleg*innen angeboten haben, und genau da sehe ich dann echt viele Wege, wo man einschlagen kann. #00:05:28-9#

Nina Gummich: Was hast du davon bisher genutzt? #00:05:31-1#

Simon Bühler: Ich habe mehrere Hospitation gemacht, war auch, weil ich habe auch ein Bachelor angewandte Gesundheitswissenschaften gemacht und war damit auch bei der Pflegewissenschaft hier an der Charité mal ein bisschen dabei, hab mal da geguckt und bin aber jetzt im DHZC in dem Magnet for Europe Projekt mit dabei, was ich ein total spannendes Projekt finde, wo wir echt die Klinik, glaube ich, bereit machen für die Zukunft. #00:05:54-1#

Nina Gummich: Jetzt hast du es schon angesprochen, das Thema, worüber wir heute ein bisschen mehr reden wollen. Magnet for Europe, hast du gesagt. Da geht es also um Magnetkrankenhäuser. Ich denke mal, die meisten Leute wissen nicht, was das ist. Wir hören mal rein, was sie sich darunter vorstellen. Ja. #00:06:11-5#

Simon Bühler: Sehr gerne. #00:06:12-5#

Intro/ Outro: Was ist denn ein Magnetkrankenhaus? Keine Ahnung. Magnetkrankenhaus? Ich denke, dass da vielleicht diese Magnete, wie heißt das MRT, gemacht wird, aber ansonsten könnte ich mir darunter nichts vorstellen. Magnetkrankenhaus klingt schräg. Naja, vielleicht ein Krankenhaus, wo man mehr auf die Angestellten eingeht, auf die Arbeitszeiten, auf die Bezahlung, dass man darauf achtet, dass die Leute auch ausgeruht sind und nicht 35 Stunden am Stück arbeiten müssen. So kann ich mir das vorstellen. Ein Magnetkrankenhaus, habe ich noch nie von gehört. Ein Magnetkrankenhaus. Soll es besonders viele Leute anziehen, oder was ist da der Hintergrund? Das Einzige, was du dazu einfällt. #00:06:57-5#

Nina Gummich: Okay, das ist wild. Ich selber habe ja auch eben im Vorgespräch schon gesagt, vielleicht könnte man ja hingehen, wenn man einen Unfall mit Magneten hat, hab ich gedacht. #00:07:10-4#

Simon Bühler: Da wärst du bei uns schon richtig, aber nicht das Spezialgebiet bei uns. Sagen wir es mal so! #00:07:16-2#

Intro/ Outro: Aber wenn mir jetzt zwei Magnete feststecken würden, in der Nase könnte ich mich bei euch anliefern lassen? #00:07:20-9#

Simon Bühler: Da würdest du, glaube ich, bei der Charité landen und nicht in der Herzabteilung, aber grundsätzlich wärst du richtig. #00:07:27-2#

Nina Gummich: Das Magnetkrankenhaus hat also was mit der Herzabteilung zu tun. #00:07:30-1#

Simon Bühler: Auch das indirekt, also wir möchten sozusagen als deutsches Herzzentrum der Charité, wir möchten magnetisch werden und das Zertifikat als Magnetkrankenhaus. #00:07:38-8#

Nina Gummich: Das heißt, ihr kämpft dafür, eine magnetische Anziehung auszuüben. #00:07:42-9#

Simon Bühler: Richtig also auch in den Ausschnitten haben wir gerade gehört, das war schon gar nicht schlecht. Also MRT machen wir auch. Aber zum anderen wollen wir anziehend sein für Qualität und für neue Mitarbeitende, die sich bei uns gut aufgehoben fühlen. Weil also insgesamt kommt das Zertifikat aus Amerika, dort ist es entstanden, und dort ist es auch für Pflegende oft ein Entscheidungskriterium, zu welcher Klinik gehe ich. Haben die das Zertifikat oder nicht? #00:08:09-4#

Nina Gummich: Ach ist das sowas wie Romantik Hotels oder so? Also ihr seid dann einfach in der Kategorie, wo man weiß, was man dort schon mal bekommt. #00:08:16-7#

Simon Bühler: Richtig also, dieses Zertifikat gibt einen gewissen Standard vor, was die Arbeitsbedingungen angeht, was die Begleitung von Mitarbeitenden angeht, was auch die Mitentscheidung von Mitarbeitenden angeht. Also insgesamt werden die Kolleginnen und Kollegen gefördert. #00:08:34-1#

Nina Gummich: Und was tut ihr dafür, um dieses Magnetkrankenhaus zu werden? Und was denkst du, wann ihr das schaffen könntet? #00:08:41-7#

Simon Bühler: Ja, eine Zeitplan, da möchte ich mich nicht festlegen. Wird, glaube ich, in Berlin, immer schlecht mit genauen Zeitplänen, aber wir tun einiges. 2019 wurde damit schon begonnen. Da war es noch das Deutsche Herzzentrum Berlin, da waren die ersten Bestrebungen, und 2020 ist das Projekt Magnet for Europe gestartet. Ist eine Studie, die in Europa in einigen Ländern von den Kliniken begleitet wird. Das sind insgesamt 63 Kliniken, die da mit machen, die alle die Bestrebung haben, die Magnetklinik zu werden, und und die werden dann wiederum von Partnerkliniken Amerika begleitet und starten viele Projekte und Initiativen, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern, aber eben auch das Patientenoutcome zu steigern, dass die Patienten auch besser betreut sind. #00:09:27-7#

Nina Gummich: Und welche Fortschritte siehst du da, die vielleicht schon in den letzten Monaten geschafft habt? #00:09:32-6#

Simon Bühler: Wir haben schon einige Projekte gestartet im Bereich der Zusammenarbeit. Wir haben zum Beispiel die Initiative, dass wir in der multiprofessionelle Visite machen möchten. Das heißt, dass Ärzte und Pflege gemeinsam zum Patienten gehen. Man bespricht, wie ist der Status quo, wo möchte man hin? Wie kommen wir dahin? Und dass wirklich alle gemeinsam die Entscheidung treffen, dass alle auf dem gleichen Informationsstand sind und ja, dass die bestmöglich Versorgen für Patienten sichergestellt ist. #00:10:01-6#

Nina Gummich: Weil es davor teilweise zu Verwirrungen kam, vielleicht wenn ein Pfleger ein bisschen was anderes sagt als ein Arzt, manchmal oder vielleicht auch nicht so ernst genommen wird von den Patienten wie ein Arzt? #00:10:11-1#

Simon Bühler: Ja, es kann halt einfach sein, dass es zum Informationsungleichgewicht kommt, dass der Arzt irgendwelche Entscheidungen trifft, die bei der Pflege noch nicht ankam, und dass man auch sich gegenseitig nicht irgendwie auf Augenhöhe gegenübertritt, dass einfach auch der Austausch fehlt. Also, das haben wir halt festgestellt, dass die Berufsgruppen oft halt sehr separat für sich arbeiten, und wir möchten mehr Interaktionspunkte schaffen, wo man auch dann gemeinsam an den Zielen für den Patienten arbeitet und den Patienten auch wieder in Mittelpunkt stellt, dass er ebenso auch die Möglichkeit hat, sich am Prozess zu beteiligen. #00:10:42-8#

Nina Gummich: Und wie kann man sich dieses Auswahlverfahren dann vorstellen? Also kommt dann ein Testteam irgendwann, was testet, ob ihr jetzt das werdet, dieses Magnetkrankenhaus oder wie findet das statt? #00:10:55-3#

Simon Bühler: Ganz genau, also, wir haben jetzt wirklich dann einen Katalog von 60 Punkten, die wir erfüllen müssen. Da geht's von eher so theoretischen Sachen wie ein Organigram, das aufgestellt werden muss. Es muss... #00:11:07-3#

Nina Gummich: Was ist das? #00:11:07-7#

Simon Bühler: Ein Organigramm? Eas wir aufstellen, wer welche Position in der Klinik vertritt, also dass du wie ein Netzwerk hast, also die Pflegedirektion, den ärztlichen Direktor, die verschiedenen Zentrumsleitungen und Persönlichkeiten, die besondere Aufgaben haben bis runter zur Stationsleitung, dass da sozusagen für alle das ersichtlich ist, wer hat welche Aufgabe, wer hat in welcher Aufgabe auch den Hut auf! Und solche Dinge sind aber auch die Mitentscheidung von Pflegekräften, dass sichergestellt ist, dass, wenn größere Entscheidungen anstehen, dass dann auch alle mit einbezogen werden, dass auch die Menschen, die nachher, die Dinge nutzen, dass die auch mit einbezogen wurden, aber eben auch die mit einem, der Einbezug von neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen. #00:11:52-4#

Nina Gummich: Und eigentlich klingt das so, als ob jedes Krankenhaus ein Magnetkrankenhaus werden müsste, damit es wirklich richtig gut funktioniert. #00:11:59-2#

Simon Bühler: Richtig, und es ist aber wirklich ein langer, langer Prozess. Also wir sind ja jetzt dann ungefähr drei bis fast schon vier Jahre dabei und sind die jetzt so langsam auf der Zielgeraden, die Zertifizierung anzustreben. Das bedeutet, dass wir dann noch mal mehrere Jahre Zeit haben, die Projekte zu vollenden, und wie du es gerade eben auch erwähnt hast, wird dann zum Schluss einmal einfach eine Liste abgehakt. Was haben wir vor Ort? Es werden Mitarbeitende vor Ort befragt, und dann erhält man das Zertifikat, und alle fünf Jahre findet eine Rezertifizierung statt. #00:12:28-4#

Nina Gummich: Muss man dann wieder beweisen, ob man es noch drauf hat sozusagen? #00:12:31-9#

Simon Bühler: Richtig beziehungsweise noch mal Schritte weitergehen. Ich glaube, der Prozess ist nie abgeschlossen. Ich glaube, dass sich so viel mit der Zeit verändert. Die Digitalisierung irgendwie, die Medizin entwickelt sich weiter, dass wir da einfach immer am Ball bleiben. #00:12:46-5#

Nina Gummich: Immer neue Ansprüche gestellt werden. #00:12:47-4#

Simon Bühler: Genau! #00:12:48-0#

Nina Gummich: War das auch für dich ein Grund, warum du an dieses Herzzentrum gewechselt hast? Du warst ja vorher woanders. War dieses Bestreben, ein Magnetkrankenhaus zu werden, und was das für neue Sachen geöffnet, war das für dich ein Grund zu wechseln? #00:13:03-4#

Simon Bühler: Wie gesagt, bin ich an der Charité gestartet, als es noch nicht so auf meinem Schirm war, aber jetzt mit dem Mercher, der Anfang des Jahres, Anfang 23, stattgefunden hat. Da hab ich dann von dem Projekt erfahren, wurde dann auch von meiner Stationsleitung dahin empfohlen, und seitdem begeistert es mich also wirklich für jeden der, der zu uns an die Klinik möchte. Es kann auch jeder dran teilnehmen und sich gerne bewerben, mit den Stationsleitungen sprechen, ist jeder gerne willkommen, weil wir sind wirklich eine bunte Truppe, und darum geht es auch, wirklich, alle Bereiche abzudecken, alle Persönlichkeiten abzudecken, Altersstufen, weil das halt wichtig, wirklich auch jeden dafür begeistern zu können, weil wir haben Generationen, die mehr mit Technik umgeht, Generation, die noch den Computer nicht so im Alltag mit eingebaut haben. Richtig, der Computer ist manchmal noch der Feind, da ist leider heute immernoch so. #00:13:52-7#

Nina Gummich: Mein Chef hat auch mal am Theater gesagt, er glaubt nicht ans Internet, der wird sich nicht durchsetzen. Ist doch Wahnsinn, oder ? #00:13:59-5#

Simon Bühler: Und hier sind wir. #00:14:00-7#

Nina Gummich: Aber, das klingt auch, als ob du als Individuum an der Charite durchaus interessant bist für deine Vorgesetzten und diese Stationsleitung, die du hattest, dir das ja empfohlen hat und die das offensichtlich auch gleich gefallen hat. Also es wird wohl auch geguckt, was passt hier wirklich zu jedem? Und es gibt durchaus Möglichkeiten, sich zu verändern, Stationen zu wechseln, vielleicht auch aufzusteigen. Wie ist das hier so? #00:14:26-2#

Simon Bühler: Auf jeden Fall also, es wird wirklich jeder im Blick behalten. Es wird geschaut, was sind die Kompetenzen, wo kann man sich weiterentwickeln? Wir haben ein unglaubliches Angebot, auch an Fortbildungen. Ich selber bin zum Beispiel auch Wundexperte, auch so eine Weiterbildung. #00:14:41-0#

Nina Gummich: Du kriegs bestimmt ganz oft Wunden gezeigt oder von Freunden? Ich habe auch gerade überlegt, ob ich dir irgendwas zeigen kann. #00:14:46-1#

Simon Bühler: Aber auf Station alles wird aufgedeckt, dann heißt es, Simon, kannst du mal draufgucken? Und so kann jeder sein Feld entdecken. Und, wie du sagst, man kann sich ja auch wirklich dann weiterentwickeln im Sinne von noch ein Studium aufbauen. Man kann irgendwie... wir haben Kolleginnen, die gestartet sind als mit Mitarbeitende im Bereich vom Service, also so Essens Tätigkeiten, die dann aber auch Weiterbildung machen zu Pflegehelfertätigkeiten und noch die dreijährige Ausbildung darauf machen. Also wirklich, es ist kein Ende, man kann wirklich sich in alle Ecken weiterentwickeln und wird immer unterstützt. #00:15:17-7#

Nina Gummich: Das ist wirklich toll, und ich dachte bisher, das gibt's nur im Schauspielstudium, das dieser einzelne Mensch so viel zählt, weiß du, was ich meine. Also, es gibt eigentlich keinen anderen Job, der mir einfällt, wo du nicht egal bist und wie so eine Nummer oder so was, sondern wo so individuell auf dich geguckt wird. Das hängt bestimmt auch sicher damit zusammen an den anderen Menschen, die eben mit dir arbeiten und die diesen Blick eben so auf dich haben. Hast du die Art wie Mentor hier gehabt oder jemanden, der ganz speziell sozusagen dich unterstützt, oder sind das einfach alle, die diese Haltung haben, hier? #00:15:54-4#

Simon Bühler: Ja, ich würde sagen, dass alle die Haltung haben, aber meine Mentorin, würde ich sagen, war meine Stationsleitung, die wirklich auf grandiose Weise uns alle im Blick hat und wirklich jedem irgendwie den Weg bereitet, den jedem die Chancen bietet. Und ja, im Krankenhaus ist wirklich so, dass jeder ein kleines Zahnrad ist, und gemeinsam kriegen wir das hin. Das ist wirklich von der Reinigungskraft bis zum Oberarzt oder Chefarzt. Alle Bereiche, alle Untersuchungen, alle Pflegekräfte, alle sind wirklich unglaublich wichtig, dass wir den Patienten im Mittelpunkt haben und dass der bestmöglich versorgt ist. #00:16:29-7#

Nina Gummich: Und hast du auch das Gefühl, dass wirklich alle Ärzte und Ärztinnen auch das im Blick haben, dass es dieses Hierarchiegefühl vielleicht gar nicht so richtig gibt, oder spielt es schon eine Rolle? #00:16:38-9#

Simon Bühler: Ja, da muss ich leider sagen, das spielt immer noch eine Rolle. Aber wir bauen das langsam Schritt für Schritt ab, dass wir wir wirklich auf Augenhöhe uns begegnen können, dass wir auch gerade, wie ich vorhin erwähnt habe, auch dieser Austauschpunkt haben, dass wir wirklich auch Punkte haben, wo wir miteinander sprechen können, auch die Ärztinnen und Ärzte sehen, wir haben auch Mitspracherecht, wir haben auch Kompetenz, wir können gemeinsam die Entscheidung treffen. #00:17:06-0#

Nina Gummich: Ich verstehe das sehr gut. Bei mir bei Filmarbeiten ist es ja auch so, dass ich, sage ich mal, auf einer Position bin, um die sich alle bemühen müssen, und andere scheinen dann vielleicht nicht so wichtig. Aber das sind auch die Systeme, die so sind. Ich denke ganz oft auch, hört doch mal auf einfach damit! Also ich empfinde das gar nicht so. Aber das System ist so aufgebaut und muss sich auch dringend ändern, dass da wirklich alle, die gleiche Position haben. Also, das ist toll, dass sich da auch so was bei euch irgendwie zu bewegen scheint. Es gibt wirklich sehr viele Parallelen. Du kamst ja an die Charite voll in der Corona Zeit, kamst du sozusagen an. Wie hast du diese Zeit in Erinnerung? Wieso bist du nicht sofort rückwärts wieder rausgegangen? #00:17:57-7#

Simon Bühler: Das ist eine gute Frage, und eigentlich ist es noch so nah, aber es fühlt sich doch schon wieder so fern an. Ja, also ich hier im April 2020 ankam, hat die Stadt geschlafen. Das war irgendwie verrückt. Man hat das eigene Kitz irgendwie zu Fuß erkundet, die Stadt kam so klein vor. #00:18:16-8#

Nina Gummich: Stimmt, das war auch so wenig Verkehr. #00:18:18-2#

Simon Bühler: Das war verrückt. #00:18:20-4#

Nina Gummich: So, ich wollte auch in der Großstadt. #00:18:22-1#

Simon Bühler: Richtig, aber auf der anderen Seite war es auch so, dass für mich natürlich sich der Alltag nicht verändert hat. Ich bin trotzdem zur Arbeit gegangen, die Dienste waren die gleichen, das war ich auch so ein bisschen verrückt im Freundeskreis, alle irgendwie die Bremse drin war und keiner irgendwas getan hat, und ich bin trotzdem immer raus, hat den Weg zur Arbeit gehabt, was, glaube ich, auch für mich selber sehr, sehr gut war, und es war unglaublich zu sehen, wie viel Dankbarkeit und Unterstützung in der Klinik auch war, wie viele Spenden wir bekommen haben, wie groß wirklich die Anteilnahme war und der Zuspruch. Es gab ja so viele Einschränkungen wie zum Beispiel Besuchsverbot, die Angehörigen haben da völlig mitgemacht, wo ich echt oft gedacht habe, oh Mensch, da wäre ich, glaube ich, ganz anders. Da wäre ich auf die Barrikaden gegangen. Aber wirklich so viel Toleranz da, und ja, wir Mitarbeitenden waren immer bestmöglich geschützt, das war immer auch ein Blick auf uns. Das war echt wirklich total spannend, und was wirklich auch herausfordernd war, über den Winter 20 auf 21 habe ich dann auch auf der Intensivstation ausgeholfen. Das war auch wirklich eine sehr extreme Zeit, aber auch sehr, sehr spannend irgendwo, das ist vielleicht das falsche Wort, aber es mir sehr, sehr viel gelehrt hat, das war... #00:19:34-6#

Nina Gummich: Was zum Beispiel? #00:19:35-8#

Simon Bühler: Ja, das ist ....gute Frage. Wie fragil das Leben ist, und wie fragil auch die Gesellschaft ist, wie man aufpassen muss, dass man das Gemeinsame nicht verliert und wir das aber zum Glück sehr, sehr schnell wiedergefunden haben und die Stadt heute wieder lebt und blüht wie eh und je. #00:20:02-2#

Nina Gummich: Also würdest du sagen, dass diese Zeit für Pflegepersonal, wie sie dargestellt wurde vielleicht gar nicht so schlimm war, oder hast du es jetzt einfach im Nachhinein anders eingeordnet? #00:20:11-7#

Simon Bühler: Das war eine sehr, sehr schwierige Zeit, und es hat, glaube ich, auch gezeigt, wie schlecht die Berufsgruppe dasteht beziehungsweise wie groß der Fachkräftemangel ist, und hat vielen Kolleginnen und Kollegen auch gezeigt, dass sie vielleicht andere Wege gehen oder den Arbeitsbedingungen, die wir heute haben, dass sie vielleicht sagen, ich kann keine 100 Prozent mehr arbeiten. Ich kann vielleicht nicht mehr in der Klinik arbeiten, sondern lieber in ein ambulantes Zentrum. Wir haben da echt leider einige Kollegen gesehen, die in andere Bereiche abgewandert sind, und die würde ich sehr, sehr gerne auch wieder zurückholen und einfach zeigen, hey, mit unserem Projekt, mit dem Magnet Projekt wollen wir die Arbeitsbedingungen verbessern und kommt zurück! Und... #00:20:51-6#

Nina Gummich: Hast du das schon mal versucht, bei jemandem? #00:20:53-2#

Simon Bühler: Versucht ja, bis jetzt noch nicht geglückt, aber ich versuch's weiter und denke, wir wollen es anders machen, und der Pflegeberuf ist einfach ein grandioser Job, und wir müssen jeden einzelnen, der den Beruf gelernt hat, im Beruf halten, und da gebe ich mein Bestes. #00:21:09-9#

Nina Gummich: Bei uns auf der Schauspielschule ist es auch so, dass wir, sage ich mal, durch diese intensive Zeit, jetzt operieren wir nicht irgendwie am offenen Herzen, aber doch irgendwie am Herzen, wachsen wir auf eine ganz bestimmte Art und weise auch so zusammen, dass ich teilweise Freundschaften eben jetzt, über viele, sogar über ein Jahrzehnt jetzt schon habe mit Leuten, weil man einfach Dinge teilt, die man mit normalen Freunden, sag ich mal, nicht so teilt. Kannst du das nachvollziehen? Geht es dir auch so, und sind da auch in dieser Zeit vielleicht intensive Freundschaften oder Begegnungen entstanden, die bis heute anhalten? #00:21:42-9#

Simon Bühler: Ja, dieses intensive Miteinander haben wir natürlich auch. Wir sind ein 24 Stunden Betrieb, wir sind immer aufeinander. Es sind sehr, sehr viele Emotionen sind Emotionen von Patient*innen, sind Emotionen unter Kollegen. Das müssen wir immer wieder auch jonglieren. Das ist immer wieder auch eine Herausforderung. Nicht jeder Tag ist gleich, oder auch nicht jeder Kollege hat irgendwie nen guten Tag. Vielleicht geht es mal irgendjemanden schlecht, vielleicht hat jemand einen super Tag, und da muss man immer wieder auch dann nachfühlen, wie kann man heute miteinander, und natürlich ist es auch immer ein Gefüge von Kolleg*innen, die gut miteinander können, oder andere, die irgendwie so ein bisschen noch miteinander irgendwie aneinander kratzen. Aber kriegen wir immer wieder gemeinsam hin, und ja, enge Freundschaften sind entstanden. Das ist schon, wenn man da gemeinsam immer füreinander da war. #00:22:27-6#

Nina Gummich: Gibt es da auch eine Anlaufstelle, wo ihr hin könntet, wenn man unter euch Probleme entstehen würden? Gibt es da für eine Position, oder wie klärt ihr die Dinge untereinander, falls es mal so Reibungen gibt? #00:22:38-9#

Simon Bühler: Na, wir haben auf jeden Fall auch da wieder unsere Stationsleitung, die immer auch Ansprechperson ist. Wir versuchen aber natürlich auch sehr, sehr viel untereinander zu klären, einfach sagen, hey, wir setzen uns immer hin, sprechen drüber, weil ich glaube, auch da miteinander gibt es nichts, was man nicht irgendwie lösen kann, und sonst gibt's natürlich auch in der Charité Projekte, wo man auch sich vielleicht irgendwie Mentor*innen irgendwie ins Team mit reinholt, dass die vielleicht mal bei einer Teamsitzung mit dabei sind, vielleicht da irgendwie mit drauf schauen und gemeinsam aufarbeiten. Aber ich denke, gerade jetzt bei mir im Team, auf meiner Station ist es wirklich super, wir halten zusammen, und da gibt es keinen Fall, wo es irgendwie die Hütte brennt, sondern wir... #00:23:22-8#

Nina Gummich: Wahrscheinlich erlebt ja auch so viele intensive Sachen, sage ich mal, dass vielleicht kleine Dinge, über die man sich sonst streiten würde, wirklich gar nicht zur Geltung kommen können. #00:23:30-4#

Simon Bühler: Richtig, da geht man einfach drüber, weil es muss weitergehen und... #00:23:34-5#

Nina Gummich: Es geht um Leben und Tod. #00:23:35-5#

Simon Bühler: Richtig. #00:23:35-9#

Nina Gummich: Und sag mal, du hast auch beschrieben, dass man sich manchmal gar nicht vorstellen kann, wie belastend das sein kann, Patienten zu betreuen. Was sind da so deine intensivsten Erfahrungen? #00:23:46-3#

Simon Bühler: Ja, das muss ich, glaube ich, auch sagen, war jetzt gerade auch in der Pandemiezeit, da einfach Patienten und Patientinnen irgendwie, die noch laufend und sprechend zu uns gekommen sind und die wir über Wochen betreut haben, die immer schlechter wurden, man sie immer länger betreut hat, immer noch einen Versuch, noch einen Versuch gemacht hat und man sich am Ende dann doch verabschieden musste von den Patient*innen und dann durch gerade Besucherstopp, war es dann halt so, dass wir die Person waren, die an der Seite standen, die die Hand gehalten haben, die die Angehörigen ersetzen mussten, und das muss ich sagen, es sind so einzelne Szenen, die mir echt im Kopf eingebrannt sind, wo man schwer drüber hinwegkommt, aber es dann trotzdem ein sehr, sehr gutes Gefühl ist, dass die Person nicht alleine gehen müssen, sondern sie haben jemand an ihrer Seite, und da sind die Pflegenden immer da. #00:24:40-7#

Nina Gummich: Hast du gewusst, dass du das kannst? #00:24:42-7#

Simon Bühler: Ne, und ich hatte auch ehrlich gesagt Angst. Ich weiß noch, die Nacht vor meinem ersten Frühdienst in der Ausbildung hab ich durchgeheult, und morgens trotzdem... #00:24:53-5#

Nina Gummich: Erstmal als Vorbereitung. #00:24:53-9#

Simon Bühler: Richtig, dann war alles raus und morgens um sechs ab zum Dienst, und es war super. #00:24:59-2#

Nina Gummich: Wahnsinn. Hat es dein Körper einfach von alleine gemacht? Ja. #00:25:03-2#

Simon Bühler: Bin früher Aufsteher und brauche wenig Schlaf. #00:25:05-3#

Nina Gummich: Ne ich meine das mit dem Weinen. #00:25:06-4#

Simon Bühler: Ach so, ja, irgendwie ist es aus mir raus gebrochen, weil ich auch... #00:25:09-2#

Nina Gummich: Hast du dich einmal leer gespült, dass du jetzt aufnehmen kannst, sozusagen? #00:25:12-3#

Simon Bühler: Weil auch ich vorher keine Erfahrung durch FSJ irgendwie so gemacht habe, wo ich wirklich länger auch im Patient*innen Kontakt war und nur so kurze Praktika, mal so einen Einblick hatte, und deswegen war schon eine Angst da, dass ich es vielleicht nicht schaffe. Aber auch die Patientinnen und Patienten darf man nicht unterschätzen, sind auch Menschen, und die merken auch, wenn man verunsichert ist, und nehmen dann auch mit und und spüren nach. Auch wenn man Patienten mal sagt, hey, heute ist nicht mein Tag, dann sagen sie gut, okay, nehme ich an, und versuchen dann vielleicht sogar aufzumuntern. Also da echt total schön! #00:25:45-8#

Nina Gummich: Also wäre dein Rat... Ich wollte dich nämlich fragen: Hast du das Gefühl, dich verstellen zu müssen? Aber du klingst eher so, als ob du einfach offen damit umgehst, wie es auch dir gerade geht, und diese Ehrlichkeit verschafft ja, würde ich sagen, viel mehr Vertrauen, als wenn man sich jetzt irgendwie verstellt und so tut, als wäre heute alles in Ordnung. #00:26:02-0#

Simon Bühler: Richtig und weil ich erwarte ja von den Patientinnen und Patienten, dass sie mir alles anvertrauen, dass sie sich komplett öffnen, dass sie sich mit all ihre Privatsphäre abgeben, wenn sie bei mir sind, und so sehe ich es eigentlich, dass ich auch ein Stück weit ihnen ehrlich gegenüber bin und ich vielleicht auch sage, ich muss nicht das Privateste erzählen, aber vielleicht, was sie am Wochenende planen. Das kann ja auch der Türöffner für irgendein Gespräch sein oder irgendwas, was der Patient noch loswerden will, und das ist total schön, da dann einfach mit so Kleinigkeiten die Patienten aus Reserve zu locken, weil sie beschäftigen sich sonst den ganzen Tag mit ihrer Erkrankung oder Diagnose, mit der sie da sind, und so haben sie einen kurzen Lichtmoment und können vielleicht was Persönliches loswerden oder mit einem was austauschen. Ja! #00:26:45-5#

Nina Gummich: Und gibt es auch etwas, was, sage ich mal, in diesem Moment des Todes, wenn man jemanden begleitet...? Ich denke, dass viele davor Angst haben und auch viele davor abgeschreckt sind, vielleicht ins Krankenhaus zu gehen, was daran auch etwas Friedliches oder Gutes sein kann, was man gemeinsam erlebt. Oder ist das nur erschreckend und beängstigend? #00:27:04-7#

Simon Bühler: Es kommt natürlich drauf an, was für eine Situation des Todes es ist. Ist es plötzlich ,ist es erwartet? Das finde ich auch nochmal ein ganz großer Unterschied. Aber auch da muss man sagen, wir sind ein Team, wir sind nicht alleine da. Man steht nicht alleine im Zimmer und begleitet den Patient, sondern wir treten als Team auf. Man kann immer auch sagen, hey, ich muss mich da jetzt, glaub ich, zurückziehen oder andere Personen vielleicht mit ranziehen, dass man gemeinsam bei den Patienten ist, und darauf kommt es, glaube ich, an, und dann kann das auch stark sein. Natürlich bei uns im Herzchirurgischen Bereich kanns auch mal zur Reanimation kommen, und auch da ist ganz wichtig, nachher auch drüber zu sprechen und zu sagen, hey, ist für alle das ja in Ordnung, gibt es noch irgendeinen Punkt. Und so eine Nachbesprechung gibt es auch auf jeden Fall, wo dann auch die, die Ärztinnen und Ärzte dabei sind, und das tut, glaube ich, vielen gut. #00:27:52-6#

Nina Gummich: Es ist ja in Deutschland auch tatsächlich leider immer noch ein Thema, was so ausgeklammert wird. Ich denke immer, wenn wir alle anders damit umgehen und darüber sprechen würden, würde sich das auch ändern. Für mich, wenn ich in diesem Moment kam, jemanden vielleicht darin zu begleiten oder das mitzuerleben, hab ich immer gedacht, ach Mensch, völlig unerwartet, was wir dann doch alle für eine Tragfähigkeit haben und dass wir irgendwie als Menschen konstituiert sind, das auszuhalten und zu erleben. Und für mich war es eigentlich immer ein relativ schöner Moment, sogar am Ende, obwohl ich jedes mal wieder davor Angst habe, dass es passieren könnte. #00:28:26-7#

Simon Bühler: Auf jeden Fall, weil es ja auch für die, für die betroffenen Personen einfach dann auch ein Loslassen sein kann, wenn es, wenn es ein schöner Moment ist und umgeben von Angehörigen, oder man sich wohlfühlt. In der Situation ist es ein Loslassen, und es ist Teil des Lebens. Wenn man leben möchte, gehört der Tod dazu, und das ist auch ein Punkt, den ich in meinem Freundeskreis immer wieder anspreche, zu sagen, Leute, das ist Teil des Ganzen, und wir müssen uns damit auseinandersetzen. Wir müssen uns auch vielleicht mit einer Patientenverfügung auseinandersetzen, wir müssen uns auseinandersetzen mit Organspende, also Themen, die total wichtig sind, und Schritt für Schritt sind die Freunde auch offen. #00:29:04-2#

Nina Gummich: Jetzt ist ja dein Beruf einer, der sehr viel gibt und andere nährt und pflegt und hilft. Was tust du denn? Wo holst du dir das irgendwie zurück? Also wer pflegt dich, oder wie pflegst du dich sozusagen, um das irgendwie wieder reinzukriegen, was du ausgibst? #00:29:21-5#

Simon Bühler: Ich würde auf jeden Fall sagen, dass die Anerkennung der Gesellschaft sehr, sehr viel gibt, also wirklich alle Leute total begeistert sind, wenn man den Beruf ausübt. Und was man so oft hört, ist mit dem, das könnte ich nicht, ist eher so wirklich eine Anerkennung und auch Stolz, den ich trage, und auch natürlich ein Stolz, an der Charité arbeiten zu können. Was mache ich für mich selber? Das ist definitiv der Sport,wenn ich nicht genug Bewegung bekomme, ich täglich zum Sport renne und das immer irgendwie den Alltag eingebaut bekommen. Und wer pflegt mich? Ansonsten? Ich würde mal sagen, mein Freund, der mich täglich bekocht und ich meine Wünsche äußern kann. #00:30:02-4#

Nina Gummich: Toll! Hast du einen Lieblingsort in Berlin? #00:30:05-6#

Simon Bühler: Mein Lieblingsort? Vielleicht der Teufelsberg, wenn die Stadt unter einem liegt, und da zwischen diesen alten Planen, die im Wind flattern und mit den Graffitis und davor noch eine Runde baden unten im See. #00:30:23-6#

Nina Gummich: Toll, ja das kann ich gut verstehen, auch mit diesem über alles drüber gucken. Ich war jetzt in Kapstadt da auf dem... wie heißt er denn? #00:30:32-0#

Simon Bühler: Tafelberg. #00:30:32-6#

Nina Gummich: Genau auf dem Tafelberg und dachte auch, was für ein Wahnsinn in so einer Stadt, wo so viel abgeht, mal so drüber zu stehen, und es ist einfach Ruhe da unten sozusagen. Das ist wahnsinnig friedlich! #00:30:43-2#

Simon Bühler: Ah, ja, spannend! #00:30:45-1#

Nina Gummich: Simon, du ziehst jetzt noch eine Karte mit mir. Da steht eine sehr persönliche Frage drauf, und ich werde auch einziehen, und wir beantworten uns die gegenseitig zum Schluss. #00:30:54-9#

Personenbefragung: Zieh eine Karte. #00:30:58-4#

Nina Gummich: Was hast du? #00:31:01-2#

Simon Bühler: Was kannst du für mehr Freude in deinem Leben tun? #00:31:04-7#

Nina Gummich: Ich habe für dich: Müde und erschöpft? Was kannst du tun? Wer will anfangen? #00:31:09-9#

Simon Bühler: Ich kann gern anfangen. Ich würde zum Sport gehen. Ist für mich, glaube ich, egal, ob ich müde und erschöpft bin, ich da beim Sport, glaube ich, die Energie rausziehe, und wenn ich dann noch nach Hause komme und bekocht werde. Ich glaube, das wäre mein Lösungspaket. #00:31:26-7#

Nina Gummich: Herrlich! Ich kann viel mehr Freude tun! Ich hab irgendwann mal, als ich sehr wenig Freude bei einem Dreh hatte, angefangen, so Dankbarkeitslisten zu schreiben. Das klingt immer so, irgendwie auch so in, macht man jetzt so. Aber ich dachte dann ja mal ausprobieren, einfach drei kleine Dinge morgens aufgeschrieben, die ich gestern toll fand und für die ich dankbar bin, und das ist manchmal was ganz, ganz Kleines, und dann habe ich mich sozusagen in so einer Spirale, die eigentlich nach unten wollte, wieder nach oben gespult, so langsam, obwohl diese Erfahrung da so jeden Tag, und das hat mir Freude gebracht. #00:32:06-6#

Simon Bühler: Ja, sehr gut, dann hat der Trend wohl funktioniert. Ja ich finde, wir feiern uns viel zu wenig. Man sollte sich mehr für kleine Dinge feiern. #00:32:14-7#

Nina Gummich: Richtig, ich feier dich zum Beispiel für deinen tollen Pullover, lilanen Pullover mit weißen Wolken drauf. Der macht mich sehr glücklich heute, herrlich! Ich danke dir, dass du bei uns! #00:32:24-4#

Simon Bühler: Vielen Dank. #00:32:25-4#

Personenbefragung: Das war es mit dieser Folge von: Jeder zählt, der Karrierepodcast der Charite. Wenn ihr euch für die Arbeit in der Charite interessiert, dann schaut auf Karriere.Charité.de oder klickt auf den Link in den Shownotes. Auf unserer Karriere Website findet ihr spannende Informationen zu weiteren Berufsgruppen und unsere aktuellen Stellenangebote. Folgt diesem Podcast, lasst ein Like oder Kommentar da, wenn eure Podcast Plattform des Vertrauens das zulässt. Vielen Dank fürs Einschalten und bis zum nächsten Mal! Jeder zählt, der Karrierepodcasts der Charité ist eine Produktion von Makiko. Musik: Martin Gerts, Produktion und Schnitt: Julius Bertram, Redaktion und Umsetzung: Clemens Hörold, Moderation: Nina Gummich. #00:33:17-0#

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